
Corona-Lage – und wie gefährlich sind die aktuell kursierenden Varianten?
Wie stark ist das Coronavirus zurzeit verbreitet?
Wie aus dem aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht, sind derzeit etwa 7,2 Millionen Menschen in Deutschland an einem akuten Atemwegsinfekt erkrankt. Die Inzidenz lag in der 46. Kalenderwoche (13. bis 19. November) bei 8700 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. "Die ARE-Aktivität (ARE steht für akute respiratorische Erkrankung) in den letzten Wochen ergibt sich aus der relativ hohen Zahl an Covid-19-Erkrankungen und den für die Jahreszeit typischen Erkältungen nach Rhinovirusinfektion", schreibt die Behörde. Auch Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) nehmen zu.
In den insgesamt 237 Proben aus 70 Arztpraxen, die für den genannten Zeitraum in den Bericht eingeflossen sind, konnte das Coronavirus 47-mal nachgewiesen werden. Die Positivrate beziffert das RKI zurzeit mit 20 Prozent. Unter den wegen einer schweren Atemwegserkrankung hospitalisierten Patientinnen und Patienten erhielten in der 46. Kalenderwoche rund 24 Prozent eine Covid-19-Diagnose. Damit ist der Anteil von Covid-19 weiter zurückgegangen.
Wie aussagekräftig sind die Corona-Daten?
Corona verbreitet sich bekanntermaßen besser in der kälteren Jahreszeit – und in speziell diesem Herbst und Winter noch stärker im Verborgenen. Wie viele Menschen sich deutschlandweit konkret anstecken, ist schwer zu sagen. Der RKI-Bericht erfasst nur einen Bruchteil der tatsächlichen Fallzahlen. Nämlich diejenigen, bei denen sich Erkrankte die Infektion in der hausärztlichen Praxis oder im Krankenhaus per Labortest bestätigen haben lassen. Im Vergleich zu den Vorjahren testen sich nur noch wenige Menschen. Die Dunkelziffer ist also hoch.
Ein Trend lässt sich aus den Meldedaten trotzdem ablesen: Corona ist mal stärker, mal weniger stark unterwegs. Seit August 2023 stecken sich wieder kontinuierlich mehr Menschen an. Abwasseruntersuchungen zeichnen ein ähnliches Bild: Abwasserproben von 81 Standorten in Deutschland zeigen seit Ende Juni einen "steigenden Trend" in der Viruslast. Das vermerkt der RKI-Bericht.
Welche Corona-Varianten zirkulieren gerade?
Momentan stecken sich wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus an. Das liegt zum einen an den niedrigeren Temperaturen, zum anderen daran, dass wir uns mehr in geschlossenen Räumen aufhalten. Wie sich die Fallzahlen entwickeln, hat aber auch mit den zirkulierenden Varianten zu tun. Omikron hat Alpha und Delta vor einiger Zeit vollständig in Deutschland abgelöst. Die Variante und seine Sublinien dominieren seit Mai 2023 weltweit.
Neue Varianten sind aber ebenfalls unterwegs:
Momentan ist das insbesondere EG.5, auch Eris genannt. Es handelt sich dabei um eine Rekombination, also um eine Corona-Variante, die aus zwei anderen Varianten hervorgegangen ist. In diesem Fall aus den Omikron-Sublinien XBB.1.9.2 und XBB.1.5. Die Variante EG.5 – einschließlich aller ihrer Sublinien – macht aktuell knapp 51 Prozent der positiven Proben aus, wie aus dem aktuellen RKI-Wochenbericht hervorgeht. Eris steht unter dem Verdacht, ein höheres Ansteckungsrisiko, aber keine veränderte Krankheitsschwere zu verursachen.
Die Variante BA.2.86, auch Pirola genannt, beobachten die Weltgesundheitsorganisation sowie Virologen und Virologinnen ebenfalls. Pirola machte in der 44. Kalenderwoche knapp 14 Prozent aller positiven Proben in Deutschland aus. Pirola, ebenfalls ein rekombinantes Virus, weist im Vergleich zu den nächsten Verwandten knapp 30 Veränderungen im Spike-Protein auf. Was das für das Ansteckungsrisiko und die Krankheitslast bedeutet, ist noch unklar.
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC warnt jetzt vor einer neuen Corona-Variante: JN.1. Sie ist ein Abkömmling der Pirola-Variante und erstmals im September in den Vereinigten Staaten entdeckt worden. Sie ähnelt BA.2.86 so stark, dass die Behörde davon ausgeht, dass die Corona-Impfstoffe und-Tests weiterhin wirksam bleiben. Auch in Deutschland konnte JN.1 nachgewiesen werden. Allerdings ist der Anteil der Virusvariante noch gering: In der 44. Kalenderwoche (30. Oktober bis 5. November) betrug er 5 Prozent.
Krankheitszeichen einer Corona-Infektion sind nicht klar von denen anderer Erkältungskrankheiten zu unterscheiden. Die Krankheitsverläufe sind häufig unspezifisch, vielfältig und variieren stark. Aber egal welche Sublinie oder Variante einen erwischt – die Symptome ähneln sich. Häufige erste Anzeichen von Covid-19 sind:
Husten
Halsschmerzen und Heiserkeit
Schnupfen
Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gliederschmerzen
Weitere Krankheitszeichen können beispielsweise Atemnot, allgemeine Schwäche, Lymphknotenschwellung, Hautausschlag, Bindehautentzündung oder auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall sein.
Folgeschäden am Nerven- oder Herz-Kreislauf-System sowie langanhaltende Krankheitsverläufe sind möglich. Obwohl ein milder Verlauf der Krankheit häufig ist und die meisten Erkrankten vollständig genesen, kommen auch schwere Verläufe beispielsweise mit Lungenentzündung weiterhin vor. Sie können schlimmstenfalls zum Tod führen.
Wer ist gefährdeter für einen schweren Corona-Verlauf?
Schwere Verläufe sind deutlich seltener geworden. Das liegt zum Teil an der weniger aggressiven Omikron-Variante, zum Teil an der hierzulande erreichten Basisimmunität durch Impfungen und durchgemachte Infektionen. Corona ist keine pandemische Bedrohung mehr. Das Virus kann aber weiterhin ein Krankheitsrisiko für Einzelne darstellen. Es gibt auch immer wieder Ausbrüche – etwa in Altenpflegeheimen. Weiterhin stärker gefährdet, schwer zu erkranken, sind:
Personen im Alter ab 60 Jahren: Das Risiko nimmt mit fortschreitendem Alter kontinuierlich zu
Personen jeglichen Alters mit verminderter Immunabwehr
Unzureichend geimpfte Schwangere und ihre ungeborenen Kinder
Personen mit bestimmten Grundkrankheiten, zum Beispiel chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Diabetes, Adipositas
Bewohnerinnen und Bewohner und Betreute in Pflegeeinrichtungen
Wie ist die Inkubationszeit - und wie lange ist man ansteckend?
Erkrankt man an Covid-19, kann der Verlauf sehr unterschiedlich sein. Wie lange die Genesung dauert und wie lange man ansteckend ist, kann variieren. Es gibt keinen genauen Zeitraum, in dem man krank und infektiös für andere ist.
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, auch Inkubationszeit genannt, dauert meist etwa drei bis vier Tage. Infizierte können andere Menschen aber bereits ein bis zwei Tage vor ersten Krankheitszeichen anstecken. In den Tagen um den Beginn der Krankheitszeichen ist das Ansteckungsrisiko am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer.
Einzelne Untersuchungen zur Virusausscheidung bei Personen, die mit der Omikron-Variante infiziert sind, wurden überwiegend bei Geimpften durchgeführt. "Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass vermehrungsfähige Viren bis neun Tage nach Symptombeginn beziehungsweise bis elf Tage nach dem ersten positiven PCR-Test ausgeschieden werden können", sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Die meisten Menschen sind so gut geschützt, dass eine weitere Corona-Impfung vorerst nicht erforderlich ist. Wer mindestens drei Kontakte mit Corona hatte – per Impfung und/oder Infektion –, braucht keinen weiteren Piks. Gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird momentan auch keine Impfung empfohlen, weil die Verläufe in der Regel mild sind. So argumentiert die Ständige Impfkommission (Stiko).
Es gibt aber Ausnahmen: "Ältere Menschen haben weiterhin ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf nach Sars-CoV-2-Infektion und sollten die Impfangebote wahrnehmen", appelliert das RKI. Die Stiko empfiehlt allen mit erhöhtem Krankheitsrisiko, also etwa allen über 60-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankungen, weitere Auffrischimpfungen. Diese sollten nach jeweils zwölf Monaten Abstand zur letzten Impfung oder Infektion erfolgen. Geimpft werden sollte vorzugsweise im Herbst.
Zur Verfügung stehen an kursierende Varianten angepasste Impfstoffe der Hersteller Biontech und Moderna. "Comirnaty Omicron XBB.1.5″ und "Spikevax XBB.1.5″ enthalten ausschließlich die mRNA dieser einen Subvariante, während die omikronadaptierten Impfstoffe "BA.1″ und "BA.4/5″ je zur Hälfte einer Dosis mRNA für das Spike-Protein des ursprünglichen Coronavirus und mRNA für das Spike-Protein der Omikron-Subvarianten BA.1 beziehungsweise BA.4/5 beinhalten. Die Vakzine sind auch bei anderen Varianten wie Eris wirksam.
Die meisten Menschen können sich zu Hause auskurieren. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften mehr zur Isolierung oder Quarantäne von Infizierten oder Kontaktpersonen. Man darf also auch das Haus verlassen. Generell gilt aber für alle Atemwegsinfektionen – egal, ob Corona, Grippe oder Erkältung –, dass diese auf andere, womöglich vulnerable Personen übertragen werden können.
Deshalb rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Personen mit einer Corona-Infektion sollten möglichst zu Hause bleiben und Kontakte zu anderen vermeiden, insbesondere zu Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Erkrankung an Covid-19." Die Symptome sollten sich deutlich bessern. Und auch danach ist es ratsam, vorsichtig zu bleiben.
Sind die Symptome schwerer, sollte man den Hausarzt oder die Hausärztin kontaktieren. Diese entscheiden auch, ob ein Corona-Test erforderlich ist. In diesem Fall kann über die gesetzliche Krankenkasse abgerechnet werden. Seit März 2023 besteht kein Anspruch mehr auf einen kostenlosen Test. Auch die Pflicht, beim Betreten von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einen Testnachweis vorzulegen, wurde ausgesetzt. Eine Maskenpflicht gibt es ebenfalls nicht. Getragen werden kann sie natürlich trotzdem.