
Es wird ernst für Shakira: Prozess gegen den Pop-Superstar beginnt
Für diesen Montag (20. November) ist in Barcelona der Auftakt eines Strafprozesses gegen Shakira, einen der Weltstars der Popmusik, angesetzt. Das Delikt, das die Staatsanwaltschaft der Kolumbianerin vorhält, ist Steuerhinterziehung in großem Stil. Nach dem Willen der Kläger soll sie deswegen für acht Jahre und zwei Monate ins Gefängnis gehen. Das ist eine ungewöhnliche Vorstellung, aber keine abwegige.
Vor einigen Jahren verurteilte ein anderes spanisches Gericht die Sängerin Isabel Pantoja, die in Spanien mindestens so berühmt ist wie Shakira, wegen Geldwäsche zu zwei Jahren Gefängnis, von denen sie gut ein Jahr absaß. Wenn Shakira der Haft entkommen will, muss sie entweder das Gericht in den kommenden Wochen von ihrer Unschuld überzeugen, oder sie lässt sich auf einen Deal ein: Schuldeingeständnis gegen Strafminderung auf ein Maß, das ihr den Gang ins Gefängnis erspart. Bisher wollte sie keine Schuld eingestehen.
Die Vorgeschichte dieses Prozesses ist eines John-Grisham-Romans (und der dazugehörigen Verfilmung) würdig: Eine spanische Ermittlungsrichterin erfährt aus den "Paradise Papers" – dem Ende 2017 publik gewordenen Informationsleck einer Anwaltskanzlei –, dass Shakira ihren Steuerwohnsitz auf den Bahamas gemeldet hat, während sie aus der Zeitung weiß, dass die Kolumbianerin in Barcelona lebt. Die Sängerin hatte sich nämlich in einen jungen Fußballer vom FC Barcelona, Gerard Piqué, verliebt, von dem sie 2013 einen Sohn und 2015 einen weiteren bekam; beide brachte sie in Barcelona zur Welt.
Die Richterin machte es sich zur Lebensaufgabe zu belegen, dass Shakira nicht bloß für einen gelegentlichen Kuss in der katalanischen Hafenstadt landete, sondern dass sie dort für einige Jahre ihren Lebensmittelpunkt hatte. Und Lebensmittelpunkt heißt: Sie hätte auf ihre weltweiten Einkünfte spanische Einkommens- und katalanische Vermögenssteuer zahlen müssen.
Es geht um die Jahre 2012 bis 2014, und die Richterin hatte der Sängerin nachzuweisen, dass sie in jenen Jahren jeweils mindestens 183 Tage (also mehr als die Hälfte des Jahres) in Barcelona verbrachte, was Shakira bestreitet. Die Ermittlerin grub sich mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit in das Leben des Weltstars, sie befragte Friseure, Kellner, Gynäkologen, Tanzlehrer, Visagisten, Hausmeister, Nachbarn. Sie wollte wissen, wo Shakira war.
Unterwegs in aller Welt, sagt diese. Aber meistens doch daheim in Barcelona, glaubt die Untersuchungsrichterin. Die Staatsanwaltschaft hat sich deren Ermittlungsergebnisse zu eigen gemacht. Und sie will dafür in den kommenden Wochen einen Zeugen nach dem anderen in Barcelona auftreten lassen, persönlich oder per Videoschalte. 117 sollen es insgesamt sein, Belastungs- und Entlastungszeugen. Selten dürfte das Leben eines Stars so präzise richterlich vermessen worden sein.
Nachdem Shakira am Donnerstag im andalusischen Sevilla mit drei Latin Grammys ausgezeichnet wurde, verbrachte sie das Wochenende in Barcelona, um sich für ihren Auftritt beim ersten Prozesstag vorzubereiten. Von Gerard Piqué ist sie inzwischen getrennt. Am Ende waren die Jahre in Barcelona nur eine bittere Zwischenlandung in ihrem Leben.