
Historischer Streik bei Samsung Electronics: Mitarbeiter treten erstmals in der Geschichte des Unternehmens in den Ausstand
Der Streik, der unter Inanspruchnahme von bezahltem Urlaub begann, wurde von der National Samsung Electronics Union organisiert. Son Woo-mok, der Vorsitzende der Gewerkschaft, kommentierte, dass zahlreiche Mitarbeiter sich an der Aktion beteiligten und es eine deutliche Abweichung von der üblichen Anwesenheit am Arbeitsplatz gab.
Samsung Electronics betonte in einer Erklärung, dass das Unternehmen weiterhin im Dialog mit der Gewerkschaft bleibe und dass die Produktion und Geschäftstätigkeit durch den Streik nicht beeinträchtigt sei. Laut Unternehmensangaben war die Inanspruchnahme bezahlter Urlaubstage am 7. Juni niedriger als am gleichen Tag des Vorjahres.
Die National Samsung Electronics Union, die etwa 28.000 Mitglieder zählt und somit mehr als ein Fünftel der Gesamtbelegschaft des Konzerns vertritt, fordert eine Gehaltserhöhung von 6,5% sowie einen Bonus in Höhe von 200%. Vor dem Hauptbüro von Samsung in Seoul protestierten etwa zehn Arbeiter und skandierten "Respektiert die Arbeiter!" und "Wir wollen keine 6,5 Prozent Gehaltserhöhung und keinen 200-Prozent-Bonus!"
Experten von TrendForce erklärten, dass der Streik voraussichtlich keine Auswirkungen auf die Produktion von DRAM- und NAND-Flash-Speichern haben werde. Der Streik betreffe lediglich die Mitarbeiter in der Zentrale und nicht die Arbeiter an den Produktionslinien. Die Fabriken von Samsung Electronics seien stark automatisiert und benötigten daher nur minimale menschliche Arbeitskraft.
Der Streik hat laut Vladimir Tikhonov, Professor für Koreanistik an der Universität Oslo, historische Bedeutung, da Samsung sich lange der Gewerkschaftsbildung widersetzt und gewerkschaftliche Organisationen unterdrückt habe. Die erste Gewerkschaft bei Samsung Electronics wurde erst Ende der 2010er Jahre gegründet.
Im Jahr 2020 entschuldigte sich Lee Jae-yong, der damalige stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Enkel des Firmengründers, bei denjenigen, die unter den Arbeitsproblemen bei Samsung gelitten haben. Dennoch sei das Wort "Streik" bei Samsung ein "Tabuwort" gewesen.
Die Gewerkschaft betonte, dass sie sich dafür einsetze, dass das Unternehmen Arbeitsbelange respektiere, die Unterdrückung von Gewerkschaften einstelle und einseitige Entscheidungen in Arbeitsangelegenheiten vermeide.
Der Streik bei Samsung Electronics markiert einen bedeutenden Moment in der Geschichte des Technologieriesen und zeigt eine allmähliche Stärkung der Arbeiterschaft in Südkorea. Trotz des Streiks betonte das Unternehmen, dass die Produktion nicht beeinträchtigt sei und dass der geplante Personalbestand vermutlich bereits angepasst worden sei.
In einer Zeit, in der Halbleiter das Lebenselixier der Weltwirtschaft darstellen und in einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen Verwendung finden, könnte der Streik langfristige Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmensführung in Südkorea haben.