
Israel: Politischer Druck zur Wiederbesiedlung des Gazastreifens
Rechtsextreme Mitglieder von Netanjahus Regierung streben sogar eine israelische Wiederbesiedlung des Gazastreifens nach dem Krieg an. Israel hatte sich 2005 aus dem Gebiet zurückgezogen und mehr als 20 israelische Siedlungen dort geräumt. Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich spricht nun von einer "freiwilligen Auswanderung" der palästinensischen Bevölkerung. Die USA lehnen eine Zwangsvertreibung aus dem Gazastreifen entschieden ab.
Angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen geraten die USA und andere Verbündete Israels immer stärker in die Kritik. US-Präsident Joe Biden, der sich zu Beginn des Kriegs ganz klar an Israels Seite gestellt hatte, verliert auch unter den jüngeren Anhängern seiner Partei Unterstützung - und das im kritischen Wahljahr 2024.
Die USA versuchen nun offenbar, eine regionale Lösung zu finden. US-Außenminister Antony Blinken sagte bei seinem Besuch in der Region, es gebe weiterhin ein klares Interesse Saudi-Arabiens an einer Annäherung an Israel. Eine Bedingung für eine solche Vereinbarung, die aus Sicht Netanjahus ein Riesenerfolg wäre, sei jedoch ein "praktischer Weg zu einem palästinensischen Staat". Der konzertierte Überraschungsangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober galt auch als Versuch, der Annäherung den Todesstoß zu versetzen. Denn ein solches Bündnis wäre aus Sicht der Hamas, der libanesischen Hisbollah sowie ihrer Schutzmacht Teheran zu ihrem großen Nachteil.
Seit Beginn des Kriegs mit der Hamas wird Israel auch massiv von anderen Kräften angegriffen, die zur sogenannten "Achse des Widerstands" gehören, die der Iran als Erzfeind des jüdischen Staates aufgebaut hat. Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefert sich immer heftigere Gefechte mit der israelischen Armee in der Grenzregion. Auch die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel mit Raketen sowie Drohnen an und stören den internationalen Schifffahrtshandel mit regelmäßigen Angriffen.
In der Nacht zum Freitag regierten die USA und Großbritannien darauf, indem sie mit Unterstützung der Niederlande, Kanadas und Bahrains Stellungen der Huthi im Jemen attackierten. Eine auch von Deutschland mitgetragene Erklärung begründet den Militärschlag auch mit dem Recht auf Selbstverteidigung. Ein Vertreter der Huthi drohte Vergeltung an.
Die Sorge vor einer schrittweisen Eskalation in einen regionalen Krieg ist groß. Bei seiner Amtsübernahme sagte der neue israelische Außenminister Israel Katz kürzlich, sein Land sei schon "mitten in einem Dritten Weltkrieg" gegen den Iran und den radikalen Islam.