
Israel verlegt Divisionen an die Grenze zum Libanon
Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion fast täglich zu gegenseitigen Angriffen. Auch am Sonntag gab es dort erneut Gefechte. Die Hisbollah schoss nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen auf den Norden Israels ab. Als Antwort bombardierten israelische Kampfjets eine Raketenstellung sowie Beobachtungsposten der Hisbollah in zwei Ortschaften im Süden des Libanons.
Unterdessen gibt es bei den Verhandlungen im Gaza-Krieg über eine erneute Feuerpause und Freilassung weiterer Geiseln weiterhin keine Einigung. Der Hamas liegt ein von den Vermittlern USA, Ägypten und Katar kürzlich in Paris ausgehandelter Vorschlag vor, der die stufenweise Freilassung der Geiseln im Gegenzug für eine längere Feuerpause sowie für die Freilassung palästinensischer Strafgefangener vorsieht. Ein Vertreter kündigte am Sonntag an, man werde bald dazu Stellung nehmen, es werde aber intern noch diskutiert. Israels Verhandlungsführer sollen den Rahmenentwurf dagegen bereits akzeptiert haben.
Nach gut vier Monaten Krieg wächst international der Druck auf beide Seiten, ein neues Abkommen zu besiegeln, das von hochrangigen Vertretern der USA und Israels sowie der wichtigen Vermittler Ägypten und Katar aushandelt worden war. Ende November waren im Zuge einer von Katar, Ägypten und den USA vermittelten einwöchigen humanitären Feuerpause mehr als hundert der von der Hamas verschleppten Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Gefängnisinsassen freigekommen.
Nun laufen die Bemühungen für eine zweite, zunächst sechswöchige Feuerpause, die zu einer Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der radikalislamischen Palästinenserorganisation führen soll. Zunächst könnten 35 bis 40 israelische Geiseln im Austausch für 200 bis 300 palästinensische Häftlinge und 200 bis 300 Lkw-Hilfslieferungen für den Gazastreifen freikommen, hieß es aus Hamas-Kreisen.
Allerdings hieß es am Samstag von der Hamas, sie brauche mehr Zeit, um hinsichtlich des vorliegenden Abkommens ihre "Position bekannt zu geben". Ohne Waffenruhe würden keine Geiseln freigelassen, sagte der im Libanon lebende Hamas-Vertreter Osama Hamdan in Beirut. Der Entwurf sei "ein Rahmenabkommen, das geprüft werden" müsse.
Während die Hamas weiter auf Zeit spielte, gingen am Samstagabend tausende Israelis auf die Straße, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Auf einer Kundgebung in Tel Aviv forderten die Teilnehmer die Regierung auf, mehr für die Befreiung der Geiseln zu tun. Protestteilnehmerin Michal Hadas sagte, sie befürchte, dass die israelische Führung den Krieg aus politischen Gründen in die Länge ziehe. "Denn solange der Krieg andauert, wird es keine Wahlen geben."