
Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Baltimore sind die Leichen zweier Bauarbeiter geborgen worden
Das rund 290 Meter lange Containerschiff "Dali" hatte in der Nacht zu Dienstag einen Stützpfeiler der vierspurigen Francis Scott Key Bridge gerammt und das mehr als 2,5 Kilometer lange Bauwerk so zum Einsturz gebracht. Nach Angaben des Verkehrsministers von Maryland, Paul Wiedefeld, befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeiter auf der Brücke, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei von ihnen wurden am Dienstag gerettet. Von den sechs anderen - die laut Polizei aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras stammen - fehlte bislang jede Spur.
Die Küstenwache hatte die "aktive Suche" nach Überlebenden am Dienstagabend eingestellt. Am Mittwoch waren dann wieder Taucher und Schiffe im Einsatz, um die Leichen von sechs Bauarbeitern zu finden, die nach dem Unglück vermisst wurden. Es handelt sich um sechs Männer aus lateinamerikanischen Ländern. Die Polizei teilte mit, es sei zu gefährlich für die Taucher, zwischen die Trümmer aus Beton und verdrehten Stahl hinabzutauchen. Stattdessen soll nun zunächst die Trümmerteile entfernt werden, bevor Taucher die vermuteten übrigen Leichen zu bergen versuchen.
Baltimores Bürgermeister Brandon Scott versprach, die Bergungsarbeiten mit Hochdruck voranzutreiben, um den Angehörigen so schnell wie möglich Gewissheit zu verschaffen. "Ich bin mit meinem Herzen heute Abend und in den kommenden Tagen bei diesen Familien", erklärte er. Rettungskräfte hatten nach dem Unglück fast 16 Stunden lang vergeblich nach den Vermissten gesucht, dabei waren auch Taucher und Sonar- und Infrarot-Geräte zum Einsatz gekommen.
Einsatzkräfte konzentrierten sich in den Stunden nach dem Unglück zunächst auf die Suche nach Überlebenden. Inzwischen sind jedoch auch intensive Ermittlungen zum Hergang des Unglücks angelaufen. Vertreter der für Transportsicherheit zuständigen US-Behörde NTSB gingen am Mittwoch erstmals an Bord des Frachters. Behördenchefin Jennifer Homendy stellte am Abend (Ortszeit) erste Details der Untersuchungen vor.
Ermittler sicherten unter anderem den sogenannten Schiffsdatenschreiber. Dieser ist besonders wichtig für die Ursachenforschung. Den Aufzeichnungen darauf zufolge meldeten Besatzungsmitglieder kurz vor der Kollision, dass der Frachter Probleme mit der Stromversorgung und keinen Antrieb mehr hatte. Wie es dazu kam, ist aber noch unklar.
Homendy zufolge waren zum Zeitpunkt des Unglücks 23 Besatzungsmitglieder an Bord des Frachters. Zur Schiffsladung gehörten 56 Container mit gefährlichen Materialien, etwa ätzende oder entzündliche Stoffe - mit einem Gewicht von insgesamt 764 Tonnen. Einige der Gefahrgutbehälter seien beschädigt.
Homendy betonte, zunächst würden Informationen zusammengetragen, Schlussfolgerungen und Einschätzungen zur Ursache des Unglücks werde es erst später geben. Bei den Ermittlungen handele sich um eine "gewaltige Unternehmung", die viele Monate dauern dürfte. Ein erster vorläufiger Bericht solle aber in zwei bis vier Wochen präsentiert werden.