
Trübe Konsumlaune macht Handel zu schaffen besonders vor Weihnachten
Wie der Verband am Montag mitteilte, hält er zwar ein nominales Umsatzplus von 1,5 Prozent in den letzten beiden Monaten des Jahres für möglich. Rechnet man allerdings die Preissteigerung heraus, ergibt sich ein deutlicher Umsatzrückgang von 5,5 Prozent. "Die Branche bekommt die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Inflation sowie seit neuestem auch die in Folge des Nahost-Konflikts weiter sinkende Kauflaune zu spüren", sagt HDE-Präsident Alexander von Preen. Gleichzeitig kritisiert er, dass die Kosten für den Handel nicht mehr zu heutigen Lage passten, beispielsweise bei den Mieten: "Die Zeiten, in denen Handelsunternehmen Höchstmieten zahlen konnten, sind vorbei. Der Trend müsse noch deutlicher zu umsatzbezogenen Mieten gehen.
Zwar hat sich die Verbraucherstimmung laut HDE-Konsumbarometer seit Tiefstand im Oktober 2022 wieder ein Stück erholt, allerdings zeigte die Tendenz zuletzt wieder nach unten. Die getrübte Konsumlaune spüren auch die Unternehmen. 31 Prozent der vom HDE befragten Nicht-Lebensmittelhändler bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht oder sehr schlecht. Allerdings: 29 Prozent bewerteten sie als gut oder sehr gut. Die Mehrheit landete mit 40 Prozent im Mittelfeld. Für die Erhebung hat der Verband 331 Unternehmen befragt. Knapp 80 Prozent gaben an, dass sie aufgrund der schlechten Verbraucherstimmung erwarten, dass viele Kunden im Weihnachtsgeschäft zurückhaltend einkaufen.
Dabei planen immerhin 45 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher, in diesem Jahr gleich viel Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben wie im vergangenen Jahr. Das geht aus einer vom HDE beauftragten Umfrage des Handelsblatt Research Institutes hervor, für die 2065 Menschen befragt wurden. 28 Prozent von ihnen planen demnach, weniger auszugeben, zehn Prozent wollen ihr Geschenkebudget steigern. Im Schnitt liegt das Budget für Weihnachtsgeschenke laut HDE bei 295 Euro. Etwas pessimistischer fällt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY aus. Deren Experten haben einen Durchschnittswert von 250 Euro ermittelt, der damit im Vergleich zum Vorjahr um zwei Euro gesunken ist. Laut EY ist das der niedrigste Wert seit 2014. Im Jahr vor der Pandemie habe das durchschnittliche Budget für Weihnachtskäufe noch 281 Euro betragen.
EY-Handelsexperte Michael Renz führt die schmaleren Budgets auf gestiegene Lebenshaltungskosten, die schwache Konjunkturlage sowie die politischen Krisen zurück. "Die rasanten Preissteigerungen haben das Leben verteuert und den finanziellen Spielraum eingeengt – darunter leiden die Geschenkbudgets", so Renz. Frauen gaben demnach öfter an, bei den Weihnachtgeschenken sparen zu wollen. Mit durchschnittlich 227 Euro liegt ihr Budget auch unter den durchschnittlichen 277 Euro, die Männer in diesem Jahr für Geschenke ausgeben wollen. Für die Erhebung wurden mehr als 1000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt.
Für den Handel werde die Situation immer schwieriger, sagt Renz. Der müsse sich nun enorm anstrengen, um die Menschen zum Geldausgeben zu animieren. Immer mehr Verbraucher müssten jeden Euro zweimal umdrehen. "Hinzu kommt die Vielzahl an bedrückenden weltweiten Krisen und Kriegen – da will bei vielen keine große Freude aufkommen." Zwar dürfte der Handel mit Preissenkungen und Rabattaktionen versuchen, gegenzusteuern. Das gehe aber auf die Marge und sei letztlich kein nachhaltiges Erfolgsmodell.
Dem Handel könnten zudem noch Streiks drohen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Im aktuellen Tarifkonflikt, bei dem Verdi unter anderem mehr Lohn fordert, sind die Fronten verhärtet. "Die Beschäftigten werden so lange auf die Straße gehen, bis die Arbeitgeber ihre Anliegen wahrnehmen und an den Verhandlungstisch zurückkehren", sagt Silke Zimmer vom Verdi-Bundesvorstand vor wenigen Tagen. Wird einmal eingekauft, ist das Lieblingsgeschenk der Deutschen allerdings klar: Fast jeder Zweite plant laut EY-Umfrage, einen Gutschein oder direkt Geld zu verschenken. Auf Platz zwei landen Spielwaren, gefolgt von Lebensmitteln und Süßwaren sowie Kleidung und Büchern.