
China landet erstmals Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes und sammelt Proben
Das Landefahrzeug wird mithilfe eines Roboterarms insgesamt zwei Kilogramm Gesteins- und Bodenproben sammeln. Die Probenentnahme erfolgt im Südpol-Aitken-Becken, dem größten und ältesten Einschlagkrater des Mondes. Der Krater hat einen Durchmesser von 2500 Kilometern und ist bis zu acht Kilometer tief. Die Wissenschaftler erhoffen sich von den Proben neue Erkenntnisse über die Entstehung des Mondes, der Erde und über die frühe Geschichte des Sonnensystems. Das Landemodul der Sonde soll Ende Juni zur Erde zurückkehren. Insgesamt ist die Mondmission auf 53 Tage angelegt.
Direkte Proben von der Rückseite des Mondes sind unerlässlich, um die Unterschiede und Eigenschaften der beiden Mondseiten besser zu verstehen. Zeng Xingguo, ein Wissenschaftler am Nationalen Astronomischen Observatorium der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, betonte die Wichtigkeit dieser Proben für das Verständnis der Mondgeheimnisse. Der Südpol-Aitken-Krater, der vermutlich durch einen Asteroideneinschlag entstanden ist, birgt möglicherweise Hinweise auf die Entstehung des Mondes und der Erde. Wissenschaftler sind sich jedoch uneinig über das genaue Alter des Kraters; einige schätzen ihn auf 4,3 Milliarden Jahre, während andere glauben, dass der Einschlag hunderte Millionen Jahre später erfolgte.
Wie bei früheren Missionen setzt China auch bei "Chang'e 6" auf internationale Zusammenarbeit. Die Sonde führt Ausrüstung und Geräte aus Frankreich, Italien, Schweden und Pakistan mit. Dies ist die sechste Mondmission Chinas seit 2007. Die "Chang'e 5"-Mission hatte 2020 erfolgreich Proben von der Vorderseite des Mondes zur Erde gebracht. Zuvor landete China 2019 mit "Chang'e 4" erstmals einen Rover auf der Rückseite des Mondes.
Mondlandeversuche sind äußerst anspruchsvoll. In jüngster Zeit scheiterten mehrere Missionen aus Indien, Israel, Japan und Russland. Der Mond ist für viele Nationen wieder von Interesse, weil dort wertvolle Rohstoffe und möglicherweise Wasser vermutet werden. Die "Chang'e 6"-Mission dient auch als nützlicher Schritt für das chinesische Raumfahrtprogramm, um Erfahrungen für zukünftige Missionen, einschließlich geplanter Marsmissionen, zu sammeln.
China investiert seit Jahren massiv in sein Raumfahrtprogramm, um zu den USA aufzuschließen. Bis 2030 plant China eine bemannte Mission zum Mond. Langfristig soll eine Forschungsstation nahe dem Südpol des Mondes errichtet werden, wo wertvolle Rohstoffe und möglicherweise auch Wasser vermutet werden. Erst kürzlich ratifizierte die russische Duma ein Abkommen zur Zusammenarbeit mit China bei der Errichtung einer ständigen Mondforschungsstation.
Auch die USA planen eine Rückkehr zum Mond. Über 50 Jahre nach den Apollo-Missionen zwischen 1969 und 1972 sollen erneut Astronauten im Rahmen des Artemis-Programms auf dem Mond landen. Nach mehreren Verschiebungen ist die nächste bemannte Mondlandung für Herbst 2026 vorgesehen, mit einer weiteren Landung im Jahr 2028.
Die Mission "Chang'e 6" markiert somit einen wichtigen Schritt in der internationalen Raumfahrt und zeigt Chinas wachsende Fähigkeiten und Ambitionen im All.