
"Die falsche Richtung": CO₂-Emissionen sind auf Rekordniveau
Der von Menschen verursachte CO₂-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. "Wir sehen global betrachtet ein Emissionsplateau auf sehr hohem und sehr gefährlichem Niveau", erklärte Mitautorin Judith Hauck bei einer Veranstaltung des Science Media Center (SMC). Die Biowissenschaftlerin vom Alfred-Wegener Institut in Bremerhaven hat als eine von mehr als 120 Autorinnen und Autoren in einem internationalen Forschungsteam am Bericht mitgearbeitet.
Die Trends der globalen Kohlendioxidemissionen gelten als wichtige Referenz, um die politisch vereinbarten Pariser Klimaschutzziele zu beurteilen. "Wir laufen weiter in die falsche Richtung" sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitautorin des Berichts. Global betrachtet nehmen die Emissionen zwar etwas langsamer zu als in den Vorjahren, was zeige, dass Klimaschutzmaßnahmen greifen. "Aber wir brauchen eine deutliche Hochskalierung von Maßnahmen, und auch in weitere Länder hinein", sagt die Wissenschaftlerin.
Bereits in sieben Jahren wäre das verbliebene Kohlenstoffbudget aufgebraucht, das noch für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zur Verfügung steht, wenn das Niveau der Emissionen nicht sinkt. "Bei 1,7 Grad blieben noch 15 Jahre Zeit", sagte Pongratz. Es sei unausweichlich, dass das 1,5 Grad-Ziel überschritten werde. Das bedeute aber nicht, dass Klimaschutzmaßnahmen nichts mehr bringen. "Jedes Zehntelgrad zählt, das eingespart wird", betonte die Wissenschaftlerin.
Der "Global Carbon Budget 2023″ zeigt auch unterschiedliche Tendenzen auf Länderebene. Zwar hat das Emissionsniveau in 26 Ländern im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Dazu zählen auch die USA und die EU. Diese machen zusammen aber nur 28 Prozent der globalen fossilen Emissionen aus. "Diese Anstrengungen sind leider nicht ausreichend, um das Wachstum der fossilen Emissionen umzukehren", erläuterte Hauck.
In China haben die Emissionen beispielsweise stark zugenommen – um 4 Prozent im Vergleich zu 2022. Insgesamt macht China 31 Prozent der globalen Emissionen aus. In Indien wachsen die Emissionen sogar um 8 Prozent, der Ausstoß dort macht 8 Prozent der globalen Emissionen aus. Zum Vergleich: Der Anteil der EU an den globalen Emissionen beträgt 27,7 Prozent, die Emissionen sanken 2023 um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Forschenden ist klar: Nur wenn die globalen Emissionen der Treibhausgase bis zum Jahr 2030 halbiert und Netto-Null-Emissionen möglichst bis Mitte des Jahrhunderts erreicht werden, kann es gelingen, den mittleren globalen Temperaturanstieg auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen. In den Jahren 2015 und 2016 schien es, als könnte das Maximum der globalen CO₂-Emissionen erreicht sein. Danach zogen die Emissionen jedoch jedes Jahr weiter an, nur im ersten Jahr der Corona-Pandemie wurde weniger CO₂ ausgestoßen.
"Wir haben das fossile Zeitalter noch nicht hinter uns gelassen", sagte Jan Christoph Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change gGmbH (MCC) in Berlin. Mehr Länder, gerade auch China, müssten sich dem Klimaschutz stärker verschreiben. Aber auch in Deutschland, auch in der EU, müsse deutlich mehr gemacht werden. Das sei auch die große Botschaft an die momentan laufende UN‑Klimakonferenz, die COP28 in Dubai. Dort müsse die weltweite Trendwende jetzt eingeleitet werden. "Die Politik muss die Rahmenbedingungen stecken", betonte auch Pongartz. "Die Industrie muss mitziehen und nicht blockieren". Viele Dinge lägen nicht in der Hand des Einzelnen.