
Nikki Haley: Trump-Rivalin gewinnt in Hauptstadt Washington
Trumps Wahlkampfteam erklärte am Sonntag, Haley sei jetzt "zur Königin des Sumpfes gekrönt" worden. Trump wolle den Sumpf hingegen "trockenlegen". Bei der Präsidentschaftswahl 2020 hatte Biden im Duell mit Trump in Washington 92 Prozent der Stimmen erhalten.
Für Trump ist es aber zumindest ein Ärgernis, dass er in der Vorwahlserie nicht mehr ungeschlagen ist. Entsprechend pampig reagierte er auf Haleys Sieg. Auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social schrieb der Ex-Präsident, er habe sich "absichtlich von der Wahl in Washington ferngehalten, weil es der 'Sumpf' ist, mit sehr wenigen Delegierten und keinen Vorteilen". Haley, die er als "Spatzenhirn" beschimpfte, habe dagegen ihre ganze Zeit, ihr Geld und ihre Bemühungen auf die Abstimmung dort verwendet.
Haleys Team dagegen sprach von einem historischen Ergebnis: Noch nie zuvor habe bei den US-Republikanern eine Frau eine Präsidentschaftsvorwahl gewonnen. Es sei außerdem "nicht überraschend, dass die Republikaner, die der Dysfunktion in Washington am nächsten stehen, Donald Trump und sein ganzes Chaos ablehnen".
Der 77-Jährige Trump hat trotz diverser Skandale, Eskapaden und einer chaotischen Amtszeit als Präsident großen Rückhalt in der Parteibasis. Auch große juristische Probleme im Wahljahr - vier Anklagen in Strafverfahren und empfindliche Schadenersatzzahlungen in zwei Zivilverfahren - haben Trump bislang politisch nicht geschadet. Offen ist, wie lange Haley noch im Rennen bleiben wird, da ihr faktisch keine Chancen mehr eingeräumt werden, Trump zu schlagen. Selbst in ihrem Heimatstaat South Carolina, wo Haley einst Gouverneurin war, hatte Trump Ende Februar mit großem Abstand gesiegt.
Die US-Hauptstadt ist extrem demokratisch geprägt, urban, mit hohem Bildungsgrad. Washington gilt als Hochburg des Anti-Trump-Lagers, Anhänger des Ex-Präsidenten sind hier deutlich unterrepräsentiert - daher Haleys Erfolg, der aber eben eher symbolischer Natur ist.Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Das Abstimmungsverfahren der Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschiedlich. Die beiden großen Parteien stimmen dabei jeweils über die Delegierten ab, die auf den Nominierungsparteitagen im Sommer dann ihren Kandidaten für das Weiße Haus küren.
In der US-Hauptstadt an der Ostküste des Landes selbst leben rund 700.000 Menschen. Im Großraum Washington, also inklusive des Ballungsraumes drumherum, sind es mehrere Millionen. Nach Angaben der Republikanischen Partei wurden bei dem internen Votum in Washington nur gut 2000 Stimmen abgegeben, es gab nur ein einziges Wahllokal. Das Ergebnis hat daher begrenzte Aussagekraft. Teilnehmen können bei den meisten der Vorwahlen in den USA nur jene, die sich für die jeweilige Partei vorab registrieren lassen. Die Wahlbeteiligung ist daher oft vergleichsweise gering. Haley holte laut Partei in der US-Hauptstadt rund 63 Prozent der Stimmen, Trump rund 33 Prozent.
Die diesjährigen Vorwahlen laufen noch bis Anfang Juni. Der Nominierungsparteitag der Republikaner findet dann vom 15. bis 18. Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin statt. Dort werden die bei den Vorwahlen gewählten Delegierten formal über den Kandidaten abstimmen. Für die Nominierung werden bei den Republikanern mindestens 1215 der 2429 Delegierten gebraucht.