
Israel fordert Rücktritt von UNRWA-Chef Philippe Lazzarini
In dem - von der UNRWA in der Anfangsphase des Krieges verlassenen - Hauptquartier der UN-Organisation will das Militär in den vergangenen zwei Wochen zudem große Mengen von Waffen und Sprengstoff gefunden haben. Weiters würden Indizien darauf hindeuten, dass Büros und Räumlichkeiten der UNRWA-Zentrale von Hamas-Terroristen genutzt worden seien. Es gab keine Angaben dazu, wann genau diese Nutzung erfolgt sei, ob vor oder nach Kriegsbeginn. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte dazu, man habe das Gebäude bereits in der Anfangsphase des Kriegs geräumt und von einem Tunnel darunter nichts gewusst. Israels Außenminister Israel Katz wies dies als "absurd" zurück und forderte die Ablösung des UNRWA-Chefs. "Sein sofortiger Rücktritt ist unabdingbar", schrieb Katz auf der Plattform X.
Lazzarini sagte, die Behörde wisse nicht, was sich darunter verstecke, und sagte, er habe die Einrichtung mehrmals besucht und den Elektroraum nicht erkannt. In einer Erklärung schrieb Lazzarini, dass UNRWA im September eine regelmäßige vierteljährliche Inspektion der Anlage durchgeführt habe.
"UNRWA ist eine Organisation für menschliche Entwicklung und humanitäre Hilfe, die weder über die militärische und sicherheitstechnische Expertise noch über die Kapazität verfügt, militärische Inspektionen dessen durchzuführen, was sich unter ihren Räumlichkeiten befindet oder befinden könnte", heißt es in der Erklärung.
Außerdem sahen Journalisten im Tunnel ein kleines Badezimmer mit Toilette und Wasserhahn, einen Raum mit Regalen und einen Raum mit zwei kleinen Fahrzeugen darin, mit denen die Militanten laut Soldaten das Tunnelnetz durchquert hatten. Das Militär teilte am Samstagabend mit, dass der Tunnel an einer UNRWA-Schule begann und 700 Meter lang und 18 Meter tief sei.
Gegen UNRWA-Mitarbeiter waren zuletzt schwere Vorwürfe bekannt geworden: Zwölf Mitarbeiter des UN-Hilfswerks stehen im Verdacht, in den beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober verstrickt gewesen zu sein. Staaten wie Deutschland, Großbritannien, Japan, Kanada, Neuseeland und die USA kündigten als Reaktion auf die Vorwürfe an, ihre Zahlungen an das Hilfswerk vorerst zu stoppen. UN-Generalsekretär António Guterres versprach umfassende Aufklärung. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten sei beendet worden.