
Mpox: WHO warnt vor Ausbreitung neuer Linie
Das Mpox-Virus kann als Zoonose zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Als Hauptreservoir der Mpox-Viren wurden zunächst Affen vermutet, weshalb sie auch ursprünglich Affenpocken-Viren (Monkeypox) genannt wurden. Heute weiß man, dass der Erreger stattessen vor allem von in Afrika heimischen Nagetieren wie Riesenhamsterratten oder Flughörnchen auf den Menschen übertragen wird. Auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist möglich. Sie hatte in der Vergangenheit aber nur für kleinere Ausbrüche gesorgt und vor allem auf dem afrikanischen Kontinent stattgefunden.
Im vergangenen Jahr wurden dann plötzlich Ausbrüche in 111 Ländern auf der ganzen Welt beobachtet, die durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch zustande kamen. Eine besondere Rolle spielte dabei die Übertragung bei sexuellen Kontakten zwischen Männern. Laut WHO-Daten waren mehr als 80 Prozent der Infizierten, die Angaben dazu gemacht hatten, Männer, die Sex mit anderen Männern hatten.
Der Grund für die leichtere Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch waren Mutationen des Virus gewesen. Wie eine vor kurzem veröffentlichte Studie ergeben hat, hatte sich der Erreger dadurch nicht erst im vergangenen Jahr, sondern schon ab 2016 vermehrt in menschlichen Populationen ausgebreitet. Dies war aber zunächst unbemerkt geblieben.
Seit Beginn 2022 ist die Zahl der weltweiten Infektionen wieder zurückgegangen, zudem verlaufen Erkrankungen in der Regel mild. Neben allgemeinen Symptomen wie Fieber, Kopf-, Muskelchmerzen und Abgeschlagenheit treten vor allem teils schmerzhafte Hautveränderungen auf. Ein Grund für die überwiegend harmlosen Verläufe ist die weltweit zirkulierende Variante.
So werden zwei Abstammungslinien des Mpox-Virus unterschieden, die man Kladen nennt. Klade I des Virus ist bisher vor allem im Kongobecken aufgetreten, und wurde deshalb auch zentralafrikanische Klade oder Kongobecken-Klade genannt. Sie gilt als deutlich gefährlicher als die Klade II (zuvor westafrikanische Klade genannt), deren Variante Klade II b nun vermehrt außerhalb Afrikas auftritt.
Innerhalb Afrikas wurde laut RKI bei Infektionen mit der Klade I in der Vergangenheit eine Sterblichkeit von bis zu 10 Prozent beobachtet, bei Klade II von bis zu 3,6 Prozent, wobei die Zahlen mit einiger Unsicherheit behaftet sind und sich offenbar auch nicht auf Infektionen in Industrieländern übertragen lassen. So lag die Sterblichkeit bei dem weltweiten Ausbruch der Klade II bisher bei unter 0,2 Prozent. In Deutschland haben sich laut Robert Koch-Institut (RKI) bisher rund 3700 Personen mit der Klade II b infiziert, gestorben war keine von ihnen.
Befürchtet wird nun, dass sich das Infektionsgeschehen weltweit verschlimmert, wenn sich auch die Klade I in weiteren Ländern ausbreitet. Das könnte geschehen, wenn auch sie sich verändert und leichter als bisher von Mensch zu Mensch übertragen wird. Nun teilte die WHO vor wenigen Tagen mit, dass das bereits geschehen sein könnte und die Klade I auch bereits außerhalb des afrikanischen Kontinents vorkommt.
Beobachtet wurde eine Verdopplung der vermuteten Infektionen mit der Klade I in Kongo. Von Beginn diesen Jahres bis Mitte November gab es 12.569 Verdachtsfälle und 581 vermutete Todesfälle, was eine Sterblichkeit von 4,6 Prozent ergibt. Dabei soll erstmals auch eine Übertragung durch sexuelle Kontakte bestätigt worden sein, in der Vergangenheit war dieser Übertragungsweg bei der Klade I nicht bekannt. Zudem wurde ein Mann positiv getestet, der kurz zuvor aus Belgien eingereist war: Die WHO vermutet daher, dass er sich bereits dort mit der Klade I angesteckt hatte. Das würde bedeuten, dass diese bereits in Europa zirkuliert.
Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es ein "signifikantes" Risiko, dass sich die gefährlichere Mpox-Klade I weltweit ausbreiten könnte. Sie sieht die Gefahr, dass das "ernstere Folgen" als der Ausbruch im vergangenen Jahr haben könnte. Daher ruft die WHO Staaten weltweit dazu auf, das Infektionsgeschehen weiter zu überwachen und Aufklärung in den Risikogruppen zu betreiben. Zu denen gehören neben Männern, die Sex mit Männern haben, auch medizinisches Personal, Sexarbeiter und Menschen mit ernsten Vorerkrankungen wie HIV.
Gegen das Mpox-Virus ist eine Impfung für Erwachsene verfügbar. Das RKI empfiehlt diese als Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach dem engen Kontakt mit einer infizierten Person oder kontaminiertem Material in einem Labor. Vorbeugend wird die Impfung empfohlen, wenn während eines Ausbruchs ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht und zwar für Männer ab 18 Jahren, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln sowie Laborpersonal in Speziallaboren.
Eine Impfung anderer Bevölkerungsgruppen sei "basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung nicht notwendig und nicht empfohlen." Im Moment schätzt das Institut die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland als "sehr gering" ein. Das RKI beobachte die Situation aber "weiter sehr genau" und passe seine Einschätzung "ggf. dem aktuellen Kenntnisstand an".