
Der oberste General der Ukraine lehnt den Rücktrittsantrag Selenskyjs ab
Die "Times" berichtete nun, Saluschnyj sei nach Angaben hochrangiger Offiziere am Montag zu einem persönlichen Treffen mit Selenskyj vorgeladen worden. Dort habe er den Präsidentenberatern mitgeteilt, dass ihre Einschätzungen der militärischen Lage eher positiv als realistisch seien. Danach sei er zum Rücktritt aufgefordert worden. Als er sich geweigert habe, habe Selenskyj gesagt, er werde ein Dekret zu seiner Entlassung unterzeichnen.
Selenskyj soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge versucht haben, Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zu entlassen. Auf Druck der USA und Großbritanniens sowie hochrangiger Militärs habe Selenskyj diese Entscheidung rückgängig machen müssen, berichtete die "Times" am Dienstagabend. Der "Guardian" meldete unter Berufung auf Oppositionsabgeordnete, der Präsident habe Saluschnyj am Montag zum Rücktritt aufgefordert, was dieser jedoch abgelehnt habe. Auch die "New York Times" berichtete über Selenskyjs Plan, Saluschnyj zu feuern.
Es ist nicht klar, ob die Angelegenheit damit endet. Goncharenko sagte, Selenskyj könne Zaluzhnyi entlassen und ihn ersetzen – ein Prozess, der die Unterstützung des Verteidigungsministers erfordere –, nachdem er die öffentliche und internationale Reaktion beurteilt habe.
Seit Wochen gelten die Beziehungen zwischen Selenskyj und Saluschnyj angesichts der gescheiterten Gegenoffensive gegen die russischen Angreifer als gespannt. Der 50-jährige Saluschnyj wurde wenige Monate vor dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 Oberbefehlshaber der Armee. Unter seinem Kommando hielten die ukrainischen Truppen der Invasion stand und eroberten sogar besetzte Gebiete zurück. Der General gilt als beliebt bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung. Deshalb wurden ihm auch politische Ambitionen nachgesagt, die er aber dementierte.
Der wahrscheinlichste Nachfolger wäre Kyrylo Budanov, der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, der für verdeckte Operationen gegen Moskau verantwortlich ist. Budanov wurde Anfang des Jahres als Ersatz für Oleksii Reznikov als Verteidigungsminister angepriesen, in einer weiteren langwierigen Entlassungssaga, die mit ähnlichen Spekulationen begann.