
Guatemala: Ex-General wegen des Vorwurfs des Völkermordes vor Gericht
Dem 91-Jährigen Ex-Armeechef werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gewaltsames Verschwindenlassen zur Last gelegt. So soll er dutzende Massaker in Dörfern in der westlichen Region Quiché geplant und ausgeführt haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehr als 100 Jahre Haft.
Nach Angaben des Menschenrechtsanwalts Nery Rodenas liegen in dem Prozess mehr als 80 Gutachten vor. Zudem kommen etwa 30 Überlebende als Zeugen zu Wort. "Wir hoffen, dass das Gericht diese Beweise für ausreichend hält, um eine Verurteilung auszusprechen", sagte Rodenas der Nachrichtenagentur AFP.
Der Angeklagte war zum Prozessauftakt aus einem Krankenhaus zugeschaltet, wie in einem Video zu sehen war. Er war im Jahr 2018 bereits in einem anderen Verfahren zu 58 Jahren Haft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden, ein Berufungsgericht hob den Schuldspruch im vergangenen Jahr jedoch auf.
Im Bürgerkrieg zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs in Guatemala kamen von 1960 bis 1996 mindestens 200.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen indigene Zivilisten. Es gab zahlreiche Massaker und Fälle s-exualisierter Gewalt.
Die Gerichtsprozesse gegen einige der wichtigsten Angeklagten wurden immer wieder verschoben. Ex-Diktator Efraín Ríos Montt (1982-1983) starb vor sechs Jahren im Hausarrest, als gegen ihn noch ein Völkermord-Prozess wegen der Ermordung von 1771 Angehörigen des Maya-Volks der Ixil lief. Eine frühere Verurteilung war wegen Verfahrensfehlern aufgehoben worden.