
Mallorca demonstriert: Ein Meer von Protesten gegen den exzessiven Tourismus
Am Sonntag, den 21. Juli 2024, verwandelte sich Palma de Mallorca in eine riesige Bühne für den Protest gegen den massiven Anstieg des Tourismus auf den Balearen. Schätzungen zufolge versammelten sich bis zu 20.000 Menschen in den Straßen der Hauptstadt der Insel, um unter dem eindringlichen Motto "Lasst uns den Kurs ändern und dem Tourismus Grenzen setzen" ihren Unmut über die unkontrollierte Tourismusentwicklung zum Ausdruck zu bringen. Die Demonstration ist die jüngste in einer Reihe von Protestaktionen, die den zunehmenden Druck auf die Inseln verdeutlichen.
Die Balearen, zu denen Mallorca, Menorca und Ibiza gehören, sehen sich seit Jahren einem explosionsartigen Anstieg der Touristenzahlen gegenüber. 2023 wurde mit 17,8 Millionen Besuchern ein neuer Rekord verzeichnet, und die Zahlen für 2024 könnten sogar noch höher ausfallen. Dieser Anstieg hat weitreichende Folgen für die Infrastruktur, die Umwelt und das tägliche Leben der Einheimischen.
Die Demonstranten machten deutlich, dass das bestehende Tourismusmodell ihrer Meinung nach die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung gefährdet. Sie beklagten, dass öffentliche Dienstleistungen überlastet seien, natürliche Ressourcen geschädigt würden und der Zugang zu Wohnraum für die Einheimischen zunehmend eingeschränkt werde. Auf Plakaten und Bannern war zu lesen: "Ihr Luxus, unser Elend" und "Das ist keine Tourismusfeindlichkeit, das sind Zahlen: 1.232.014 Einwohner, 18 Millionen Touristen", was die enorme Diskrepanz zwischen der Anzahl der Einwohner und den Touristenzahlen verdeutlicht.
Die Organisatoren der Demonstration berichteten von einer Teilnehmerzahl von 50.000 Menschen, während die Polizei die Zahl auf 20.000 schätzte. Die Delegation der Zentralregierung auf den Balearen sprach von 12.000 Teilnehmern, was die unterschiedliche Wahrnehmung der Größe des Protests unterstreicht. Diese Diskrepanz zeigt die Intensität und die weitreichende Frustration in der Region.
Experten und Teilnehmer der Protestaktion machten verschiedene Vorschläge zur Verbesserung der Situation. José María Ezquiaga, ein renommierter Architekt und Stadtplanungsexperte, erklärte, dass die Vermietung von Ferienwohnungen an Touristen stärker reguliert werden sollte. Er schlug vor, dass lokale Anwohnerverbände die Genehmigungen für solche Vermietungen erteilen sollten, um sicherzustellen, dass die Interessen der Einheimischen berücksichtigt werden.
Manuel de la Calle, ein Experte für Tourismus und Wirtschaft, brachte die Idee einer Kurtaxe ins Gespräch. Diese Steuer könnte zusätzliche Mittel generieren, die für das Management des Tourismus und zur Unterstützung der lokalen Gemeinschaften verwendet werden könnten. "Es ist eine der möglichen Lösungen, die umgesetzt werden könnten. Es wird den Touristenstrom nicht verringern, aber es werden Ressourcen generiert, die in das Tourismusmanagement oder andere Bereiche fließen können, um der lokalen Bevölkerung zu helfen", sagte de la Calle.
Der Protest am Sonntag folgt auf eine andere große Demonstration Ende Mai, bei der Tausende von Menschen auf den Straßen der Balearen für Maßnahmen zur Eindämmung des Overtourism eintraten. Unter dem Motto "Unsere Inseln stehen nicht zum Verkauf" forderten die Teilnehmer Maßnahmen zum Schutz der Inseln vor den negativen Folgen des Massentourismus.
Die wiederholten Protestaktionen und die vorgeschlagenen Maßnahmen spiegeln das dringende Bedürfnis wider, den Tourismus auf den Balearen auf eine nachhaltige und ausgewogene Weise zu regulieren. Die Region steht vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den wirtschaftlichen Vorteilen des Tourismus und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung sowie dem Schutz der Umwelt zu finden. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, um den Druck des Overtourism auf den Balearen zu mindern und eine lebenswerte Zukunft für die Inselbewohner zu gewährleisten.