Russland könnte strategische Atomwaffen in Belarus stationieren
Der 68-jährige Lukaschenko beanspruchte in seiner mehr als dreistündigen Rede vor Hunderten Beamten und Gästen auch die Kontrolle über die taktischen Atomwaffen. Er widersprach damit russischen Angaben, nach denen die Atomwaffen in Belarus nur gelagert werden sollten. "Das sind unsere Waffen, die unsere Souveränität und Unabhängigkeit ermöglichen werden", sagte er. Er behauptete einmal mehr, der Westen wolle Belarus überfallen und vernichten.
Lukaschenko betonte, dass die Stationierung russischer Soldaten in Belarus seine Initiative gewesen sei. Dies diene der Abwehr von Angriffen aus dem Westen, behauptete er. "Wir werden vor nichts Halt machen, wenn wir unser Land schützen", drohte der Machthaber, der von der EU nicht mehr als Präsident anerkannt wird. Der Einsatz von Atomwaffen sei dann nötig, wenn die Vernichtung des eigenen Landes drohe, präzisierte Lukaschenko später bei einer Aussprache.
Belarus erhält nach der freiwilligen Abgabe seiner Atomwaffen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nun erstmals seit den 1990ern Jahren wieder nukleare Raketen. In Belarus hatte Lukaschenko, der von Kremlchef Wladimir Putin politisch und wirtschaftlich abhängig ist, schon vor dem Krieg die Stationierung dieser Waffen gefordert. Dazu hatte er auch die Verfassung ändern lassen, in der nun kein atomwaffenfreier Status mehr festgeschrieben ist. Die Ausbildung an den Waffen in Belarus soll laut Putin an diesem Montag beginnen, die Depots für die Atomraketen sollen am 1. Juli fertig gebaut sein.
Die Erklärung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko über strategische Nuklearwaffen wie raketengestützte Sprengköpfe würde eine noch größere Bedrohung darstellen, wenn sie zustande kommt. Lukaschenko sprach während seiner Rede zur Lage der Nation am Freitag inmitten eskalierender Spannungen über den Konflikt in der Ukraine und Behauptungen, dass die Westmächte Russland und Belarus ruinieren wollen.
"Putin und ich werden entscheiden und hier erforderlichenfalls strategische Waffen einführen und sie müssen dies verstehen, die Schurken im Ausland, die heute versuchen, uns von innen und außen in die Luft zu sprengen", sagte der belarussische Führer. "Wir werden vor nichts zurückschrecken, um unsere Länder, unseren Staat und ihre Völker zu schützen."
Lukaschenko hat die Ukraine zu einer Waffenruhe und sofortigen Verhandlungen "ohne Vorbedingungen" aufgefordert. Kiew könne nicht mit einem Sieg gegen eine Atommacht wie Russland rechnen, sagte Lukaschenko. "Es gibt jetzt viele Infos über eine bevorstehende Gegenoffensive. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte", warnte Lukaschenko. Dies würde alle Chancen auf eine friedliche Lösung zunichtemachen.
agenturen/bnm