
Stärkstes Erdbeben seit 40 Jahren erschüttert Italien: Evakuierungen in der Nähe von Supervulkan Campi Flegrei
Die Schulen in Pozzuoli sowie in mehreren Stadtteilen von Neapel blieben am Dienstag geschlossen. Anwohner wie Mimmo Pignatelli aus Solfatara berichteten von ihrer Angst angesichts des Bebens, das trotz ihrer Erfahrung besonders beängstigend war.
Die seismische Aktivität in der Region Campi Flegrei hat in den letzten zwei Jahren zugenommen, wobei die Caldera, ein großes vulkanisches Becken, schwächer wird, während sich der Druck darunter aufbaut und der Boden ansteigt. Mauro Di Vito vom Vesuv-Observatorium am italienischen Nationalinstitut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) erklärte, dass die Erdoberfläche derzeit mit einer Rate von 2 cm pro Monat ansteigt, eine höhere Rate als im Vorjahr. Er erwartet weitere Erdbeben, auch wenn genaue Vorhersagen schwierig sind.
Angesichts der erhöhten seismischen Aktivität hat die italienische Regierung einen Massenevakuierungsplan ausgearbeitet, der Ende Mai getestet werden soll. Die 11 Kilometer lange Caldera Campi Flegrei ist größer und aktiver als der nahegelegene Vesuv, der 79 n. Chr. Pompeji zerstörte. Seit über 70 Jahren befindet sich der Supervulkan in einem unruhigen Zustand, verursacht durch Bradyseismus, ein Phänomen, das durch das Füllen oder Entleeren einer unterirdischen Magmakammer oder durch hydrothermale Aktivität entsteht.
Eine Studie unter der Leitung von Christopher Kilburn vom University College London warnt davor, dass die Caldera kurz vor einem „Bruchpunkt“ stehen könnte. Obwohl es vor 40 Jahren eine ähnliche Krise gab, ist unklar, ob die heutige Situation vergleichbar ist. Kilburn betont die Notwendigkeit, vorsichtig zu sein und die Entwicklung von kleineren zu größeren Brüchen genau zu beobachten.
Campi Flegrei entstand vor etwa 39.000 Jahren durch einen gewaltigen Ausbruch. Der letzte bedeutende Ausbruch ereignete sich im Jahr 1538.