
Federal Reserve steht vor kritischer Entscheidung: Bleiben Zinssätze Hoch?
Während die Zinssätze voraussichtlich unverändert bleiben, könnte die Fed ihre Prognosen für Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres überdenken. Die meisten Analysten rechnen damit, dass die ursprünglich für dieses Jahr geplanten drei Zinssenkungen auf zwei reduziert werden. Diese Anpassung spiegelt die Unsicherheiten wider, die durch die aktuellen Wirtschaftsdaten hervorgerufen werden.
Gemischte Wirtschaftsdaten: Seit der letzten Sitzung der Fed haben sich die wirtschaftlichen Indikatoren unterschiedlich entwickelt. Die Gefahr eines erneuten Preisanstiegs ist aufgrund starker Wirtschaftstätigkeit etwas gesunken, dennoch stagnieren die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung.
Vergleich zur Europäischen Zentralbank (EZB): Im Gegensatz zur Fed hat die Europäische Zentralbank (EZB) kürzlich begonnen, ihre Leitzinsen zu lockern. Diese unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze könnten die Divergenz zwischen den beiden Zentralbanken verstärken.
Laut den Daten der CME Group erwarten Futures-Händler, dass es vor September kaum zu einer Zinssenkung kommen wird. In den letzten Tagen haben sie ihre Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung im September deutlich reduziert. Am Freitag schätzten sie die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed vor November mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnen wird, auf etwa 50 Prozent. Diese Einschätzungen stellen einen erheblichen Wandel gegenüber Ende letzten Jahres dar, als die Finanzmärkte für 2024 bis zu sechs Zinssenkungen erwartet hatten, beginnend im März.
Politische Implikationen: Ein möglicher Beginn der Zinssenkungen im September würde die Fed mitten in den Präsidentschaftswahlkampf zwischen Präsident Joe Biden und seinem voraussichtlichen republikanischen Herausforderer Donald Trump führen. Trump hat in der Vergangenheit die Unabhängigkeit der US-Notenbank infrage gestellt, was zusätzliche Spannungen verursachen könnte.
Ökonomen von Wells Fargo weisen darauf hin, dass die seit der letzten Sitzung veröffentlichten Daten die Gefahr eines erneuten Preisanstiegs aufgrund der starken Wirtschaftstätigkeit etwas gemildert haben. Sie erwarten, dass die Fed ihren Zielbereich für den Leitzins bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen wird.
Die Ökonomen der Bank of America gehen davon aus, dass die Fed bei der Juni-Sitzung ihren Ausblick zugunsten eines langsameren Wachstums und einer festeren Inflation revidieren wird. Sie prognostizieren in diesem Jahr zwei Zinssenkungen, beginnend im September, und betonen, dass die Fed wahrscheinlich mehr Anzeichen einer nachhaltigen Desinflation sehen möchte, bevor sie Zinssenkungen einleitet.
Ryan Sweet, Chefökonom für die USA bei Oxford Economics, sieht es als unwahrscheinlich an, dass Fed-Vorsitzender Jerome Powell in dieser Woche große Unruhe stiften wird. Powell wird voraussichtlich betonen, dass die Geldpolitik flexibel ist und entsprechend den wirtschaftlichen Daten angepasst wird.
Die Federal Reserve steht vor der Herausforderung, ihre Zinspolitik angesichts gemischter wirtschaftlicher Signale und politischer Implikationen zu steuern. Während die Zinssätze wahrscheinlich unverändert bleiben, könnten die Pläne für zukünftige Zinssenkungen angepasst werden. Analysten werden die Aussagen von Fed-Vorsitzendem Jerome Powell genau verfolgen, um Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed zu erhalten. Angesichts der aktuellen Datenlage wird erwartet, dass Powell die Flexibilität der Geldpolitik betont und keine bedeutenden Änderungen für September ankündigt.