
Dehoga-Landesverbände sehen die Gastronomiebetriebe an der Belastungsgrenze
Für Speisen in Restaurants oder Cafés war der Satz in der Corona-Pandemie zur Entlastung der Branche vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Diese Ausnahmeregelung wurde wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende 2023. Bei Getränken war es bei den 19 Prozent geblieben.
Die Steuererhöhung treffe kleine und mittlere Familienbetriebe, vor allem in ländlichen Regionen, besonders stark. "Viele unserer Betriebe berichten von einer wachsenden Preissensibilität und Konsumzurückhaltung der Gäste", so die Dehoga-Sprecherin. "Gäste kommen seltener, sie konsumieren weniger und verzichten auf die Vorspeise oder den Nachtisch." Es gebe jedoch auch viele Gäste, die den Betrieben die Treue hielten. "Ihnen ist das Treffen mit Freunden in der Kneipe und das Essen im Restaurant weiterhin als Auszeit vom Alltag sehr wichtig."
Der Umsatz stieg im Januar gegenüber dem Vormonat Dezember bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt jüngst mitteilte. Einschließlich Preiserhöhungen (nominal) sanken die Erlöse aber um 0,5 Prozent.
Bei der Anpassung des Mehrwertsteuersatzes gehe es um eine steuerrechtliche Gleichstellung zu beispielsweise Lieferdiensten, für die ein Satz von sieben Prozent gelte. Scholtis sieht die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer als weiteren Schmerzpunkt für eine Branche, die in den vergangenen vier Jahren ohnehin stark unter Druck gestanden habe. "Die Zeiten waren noch nie so unsicher, wie sie seit 2020 sind."
Dehoga fordere zudem, dass Essen einheitlich mit sieben Prozent besteuert werden müsse. "Es ist absurd, dass für das Essen in der Gastronomie wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer gelten, während das Essen To Go, der Fertigsalat aus dem Supermarkt und die Essenslieferung weiterhin mit 7 Prozent besteuert wird", betonte die Sprecherin.
Nach der Pandemie machen den Betrieben im Norden laut Dehoga zudem Kostensteigerungen und der Fachkräftemangel zu schaffen. "Die Lebensmittel- und Energiekosten sind sehr gestiegen in den letzten zwei Jahren", berichtete von Albedyll. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien nach den Corona-Schließungen nicht in die Betriebe zurückgekommen, sagte Scholtis. Der Fachkräftemangel sei so groß, dass Lokale teils ihre Flächen oder ihr gastronomisches Angebot verkleinern müssten. Auch die Anzahl der Ruhetage sei deshalb vielerorts erhöht worden.
Bei anhaltendem Druck befürchten die Gastro-Landesverbände weitere Betriebsschließungen. "Die Probleme sind absolut da", betonte Scholtis. Die Bundespolitik könne helfen, durch bessere Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau gegenzusteuern.