Frankreich: Tödlicher Schuss in die Brust - Polizei tötet Teenager
Am Dienstagabend kam es zu sporadischen Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei, als in der örtlichen Gemeinde die Wut über den Tod des Teenagers zunahm. Einige Gruppen zündeten Barrikaden und Mülltonnen an, zerstörten eine Bushaltestelle und warfen Feuerwerkskörper auf die Polizei, die mit Tränengas und Streugranaten reagierte. Neun Personen wurden festgenommen.
Im Pariser Vorort Nanterre sind nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen 17 Jahre alten Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle schwere Krawalle ausgebrochen. Mülltonnen, Autos und eine Grundschule wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beschossen. Zwischen den Hochhaussiedlungen wurden Barrikaden errichtet und Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen behindert, wie französische Medien berichteten.
Die Unruhen, die gestern Abend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. In Mantes-la-Jolie wurde ein Rathaus in Brand gesetzt und ging lichterloh in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, musste sich angesichts der massiven Angriffe aber teils im Laufschritt zurückziehen. Nach Behördenangaben wurden 20 Menschen festgenommen.
Nach einer Rekordzahl von 13 Todesfällen durch Polizeischüsse bei Verkehrskontrollen in Frankreich im vergangenen Jahr war dies der zweite tödliche Vorfall unter solchen Umständen im Jahr 2023. Im Jahr 2021 wurden drei Menschen durch Schüsse der Polizei getötet, nachdem sie sich einer Verkehrskontrolle widersetzt hatten, und im Jahr 2020 zwei. Eine Reuters-Bilanz tödlicher Schießereien in den Jahren 2021 und 2022 zeigt, dass die Mehrheit der Opfer schwarzer oder arabischer Herkunft war. "Als Mutter aus Nanterre habe ich ein Gefühl der Unsicherheit für unsere Kinder", sagte Mornia Labssi, eine Anwohnerin und Anti-Rassismus-Aktivistin, die sagte, sie habe mit der Familie des Opfers gesprochen, die ihrer Meinung nach algerischer Herkunft sei.
Ein Passagier wurde in Polizeigewahrsam genommen, aber später wieder freigelassen. Es sei den Justizbehörden bekannt gewesen, dass der Fahrer sich bei einer früheren Gelegenheit geweigert habe, einer Verkehrskontrolle Folge zu leisten, hieß es.
Der Pariser Polizeichef Laurent Nunez sagte gegenüber BFM TV, dass "diese Tat für mich Fragen aufwirft" und dass die Justiz entscheiden werde, ob sie angemessen sei oder nicht. Der französische Innenminister Gérald Darmanin twitterte, dass die Generalinspektion der Nationalpolizei Ermittlungen durchführe, "um Licht in die Umstände dieses Dramas zu bringen".
agenturen