
Trauerfeierlichkeiten für Alexej Nawalny findet am Freitag in Moskau statt
Für besonderes Entsetzen sorgte auch, dass die Behörden Nawalnys Leiche zunächst rund eine Woche unter Verschluss hielten und seine Mutter Ljudmila Nawalnaja gemeinsam mit einem Anwalt in der Polarregion nach dem Körper suchen musste. Nawalnaja beklagte auch, sie sei von Ermittlern bedrängt und erpresst worden, einer heimlichen Beisetzung zuzustimmen. Das aber tat sie nicht - stattdessen forderte sie öffentlich, dass Angehörige und Unterstützer die Möglichkeit haben sollten, sich von ihrem Sohn zu verabschieden.
Der Trauergottesdienst beginne um 14.00 Uhr (Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) in der Kirche in Marjino, erklärte das Team am Mittwoch im Onlinedienst Telegram. "Die Beerdigung findet auf dem Friedhof Borisowski statt." Der Friedhof liegt im Südosten Moskaus.
Die Nawalny-Sprecherin Kira Jarmisch teilte mit, dass die Suche nach einem Ort für die Beerdigung in dieser Woche begonne habe - einige Tage, nachdem Nawalnys Leichnam an dessen Mutter Ljudmila Nawalnaja übergeben worden sei. Bei der Suche hätten einige angegeben, ausgebucht zu sein, andere gefordert, dass der Nachname Nawalny nicht genannt werde, sagte Jarmisch. "An einem Ort wurde uns gesagt, dass es den Bestattungsunternehmen verboten sei, mit uns zusammenzuarbeiten."
Beobachtern zufolge befürchtet der Kreml, dass eine öffentliche Beerdigung zu einem Großereignis werden könnte. Deswegen dürfte das Polizeiaufgebot rund um die Kirche und den Friedhof am Freitag besonders groß sein. Mitte März sind in Russland Präsidentschaftswahlen. Der erneute Wahlsieg Putins steht bereits jetzt so gut wie fest, da er keine ernsthafte Konkurrenz hat.
In den 2010er Jahren, vor den massiven Repressionen, war es Nawalny gelungen, vor allem in Moskau Massen zu mobilisieren. Im Jahr 2013 hatte er fast 30 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl in der russischen Hauptstadt erzielt.
Daraufhin folgten Einschüchterungen, kürzere Gefängnisstrafen und schließlich eine Vergiftung des Kreml-Kritikers im Jahr 2020. Nawalny machte Putin für die Vergiftung verantwortlich, der Kreml dementierte. Nach einer Behandlung in der Berliner Universitätsklinik Charité kehrte der Kreml-Kritiker 2021 nach Russland zurück und wurde umgehend festgenommen. Zum Zeitpunkt seines Todes saß er eine 19-jährige Haftstrafe in einem Straflager am Polarkreis wegen "Extremismus" ab.