
Unesco: Sichere und gerechte Wasserversorgung für Wohlstand und Frieden
Die zunehmende Wasserknappheit kann nach Ansicht der UN-Kulturorganisation Unesco Konflikte auf der ganzen Welt anfachen. "Wenn wir den Frieden bewahren wollen, müssen wir nicht nur schnell handeln, um die Wasserressourcen zu schützen, sondern auch, um die regionale und globale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken", sagte Generaldirektorin Audrey Azoulay anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Unesco-Wasserberichts.
Demnach leidet etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zumindest saisonal unter schwerer Wasserknappheit. Und mehr als zwei Milliarden Menschen leben ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa 3,5 Milliarden Menschen können keine sauberen Sanitäreinrichtungen benutzen.
Weltweit haben den Angaben zufolge 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 3,5 Milliarden Menschen können demnach keine sauberen Sanitäreinrichtungen nutzen. In Entwicklungsländern stehen den Angaben nach bis zu 80 Prozent der Arbeitsplätze in Verbindung mit Wasser - vor allem in der Landwirtschaft und in wasserintensiven Industrien.
Ungleichheiten bei der Verteilung von Wasserressourcen, beim Zugang zur Ver- und Entsorgung führten zu Spannungen, welche die Wasserunsicherheit verschärfen könnten. Zur Verhinderung von Konflikten sprachen sich die Vereinten Nationen für eine verstärkte Zusammenarbeit auf internationaler Ebene aus.
Der Süßwasserverbrauch steigt den Angaben zufolge jährlich um ein Prozent. Grund seien etwa veränderte Ernährungsgewohnheiten, hieß es. Auch wenn knapp 70 Prozent des aus dem natürlichen Kreislauf entnommenen Süßwassers auf die Landwirtschaft entfielen, seien für den steigenden Bedarf vor allem die Industrie (20 Prozent) und die Haushalte (10 Prozent) verantwortlich.
Wasserknappheit hat demnach auch negative Folgen für Frauen und Mädchen, insbesondere für deren Schulbildung. In vielen ländlichen Gebieten sind sie den Angaben zufolge für die immer zeitraubendere Wasserversorgung zuständig - worunter die Ausbildung leide. Der Wassermangel gilt dem Bericht zufolge auch als ein Treiber für Migration. "Fast immer sind es die ärmsten und schwächsten Gruppen, deren Wohlergehen und Existenz am stärksten gefährdet sind", heißt es in dem Unesco-Bericht.
Wasserknappheit kann Frieden weltweit bedrohen. "Wir konnten in den vergangenen Jahren und sogar Jahrhunderten sehen, dass gemeinsames Wassermanagement eine Rolle als Friedensstifter gespielt hat", sagte sie. Die Anrainer des Flusses Sava - Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien - hätten kurz nach dem Ende des Krieges 2002 ein internationales Abkommen geschlossen, in dem es unter anderem um den Austausch von Daten etwa über Wasserqualität und -quantität ging. Dies habe zu weiterer Kooperation geführt, etwa im Bereich Umweltschutz. "Das hat zur Befriedung der Region beigetragen."
Engere Kooperation habe es über das Management gemeinsamer Flüsse auch zwischen der Ukraine und Moldau und zwischen Kasachstan und Kirgistan gegeben. Auch zwischen Belarus (Weißrussland) und Litauen sei es über eine anfängliche technische Kooperation gelungen, ein Protokoll über das Management eines gemeinsamen Flusses zu erarbeiten. Diese Vereinbarung liege aber wegen der politischen Lage angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zurzeit auf Eis.