
Bei einem Treffen von Eritreern in Den Haag ist es am Samstagabend zu schweren Ausschreitungen gekommen
Die Bereitschaftspolizei ging mit Tränengas gegen Gewalttäter vor. Der Bürgermeister verhängte am Ort der Krawalle den Notstand, was der Polizei weiterreichende Befugnisse gab. Die Randalierer setzten demnach zwei Polizeiautos sowie einen Reisebus in Brand. "Aus dem Nichts waren unsere Kollegen mit sehr intensiver und schwerer Gewalt konfrontiert", sagte Polizeikommandeurin Marielle van Vulpen. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest.
"Wie aus dem Nichts wurden unsere Kollegen mit sehr intensiver und schwerer Gewalt konfrontiert", sagte Polizeikommandantin Mariëlle van Vulpen. "Es ist sehr bedauerlich, dass Kollegen verletzt und auch andere Einsatzkräfte schwer angegriffen wurden, das ist inakzeptabel." Die Staatsanwaltschaft und das Innenministerium ermitteln zu den Ausschreitungen, die auch von Bürgermeister Jan van Zanen verurteilt wurden.
"Die Gewalt gegen Polizeibeamte und -ausrüstung ist entsetzlich und inakzeptabel", sagte Bürgermeister Jan van Zanen. Rechtspopulist Geert Wilders veröffentlichte in den Onlinenetzwerken Bilder von den Ausschreitungen, die mit der Aufschrift "Verhaften und Abschieben" versehen waren. "Die Niederlande haben wirklich die Nase voll von dem hier", schrieb Wilders im Onlinedienst X (vormals Twitter). Er wolle "der Ministerpräsident werden, der endlich für Ordnung sorgt".
In letzter Zeit hatte es bereits in Deutschland und anderen Ländern immer wieder schwere Gewalt bei Treffen von Eritreern gegeben. Dabei trafen Unterstützer und Gegner der Regierung in dem Land am Horn von Afrika aufeinander.
Im vergangenen Sommer wurden im hessischen Gießen 26 Polizisten bei Krawallen auf einem Eritrea-Festival verletzt. Nur wenige Wochen später gab es im schwedischen Stockholm 50 Verletzte bei einem Fest von Eritreern. In Tel Aviv wurden im September Dutzende Menschen verletzt, als ein Protest von Gegnern der eritreischen Regierung gegen eine Veranstaltung in der Botschaft des Landes in Gewalt umschlug.
Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.
Das ostafrikanische Eritrea spaltete sich 1993 nach einem drei Jahrzehnte währenden Krieg von Äthiopien ab und wurde unabhängig. Das am Horn von Afrika gelegene Land wird seit 1993 von Präsident Isaias Afwerki mit harter Hand regiert und gilt als eines der am stärksten abgeschotteten Staaten der Welt. Bei Pressefreiheit, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung rangiert das Land weltweit auf einem der hintersten Plätze.