
Bild: Großbank UBS soll an der übernahme von Credit Suisse interessiert sein
Es wäre die folgenreichste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise. Die UBS und die Credit Suisse erklärten am Samstag jeweils auf Anfrage, dass sie keinen Kommentar abgäben. Die Schweizerische Nationalbank und die Schweizer Aufsicht Finma organisieren dem Bericht zufolge die Gespräche, um das Vertrauen in den Bankensektor des Landes zu stärken.
Die Aufsichtsbehörden hätten den US-amerikanischen und britischen Amtskollegen mitgeteilt, dass eine Fusion der beiden Banken ihr "Plan A" sei. Darüber hinaus würden weitere Optionen beraten. Die Schweizerische Nationalbank wolle eine unkomplizierte Lösung vor Öffnung der Märkte am Montag finden. Die "Financial Times" schreibt, es gebe keine Garantie, dass eine Einigung erzielt werde. Die Bank of England und die US-Notenbank Federal Reserve lehnten dem Blatt zufolge eine Stellungnahme ab.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und den Turbulenzen rund um die Credit Suisse aber keine neue Finanzkrise in Deutschland und Europa heraufziehen. "Die Gefahr sehe ich nicht. Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise", sagte der Bundeskanzler dem "Handelsblatt". Er erwartet deshalb auch keine Konsequenzen für deutsche Sparer. Die Einlagen seien sicher. "Wir leben in einer völlig anderen Zeit", sagte Scholz mit Blick auf Vergleiche mit der Finanzkrise 2008 dem Blatt.
Es wurde auch berichtet, dass UBS die potenziellen Risiken für ihr eigenes Geschäft bei der Übernahme ihres Schweizer Pendants analysiert. Unabhängig davon berichtete Reuters, dass mindestens vier große Banken, darunter die Societe Generale und die Deutsche Bank, Beschränkungen für neue Geschäfte mit der Credit Suisse auferlegt hatten, was die Probleme der Bank noch verstärkte. HSBC soll auch Kredite in Verbindung mit Wertpapieren der Credit Suisse prüfen. Die Credit Suisse hat gesagt, dass sie eine starke, globale Bank ist. "Wir erfüllen alle regulatorischen Anforderungen und gehen weit darüber hinaus. Unser Kapital, unsere Liquiditätsbasis ist sehr stark", sagte Vorstandsvorsitzender Ulrich Körner Anfang dieser Woche.
Reuters berichtete jedoch, dass Banker und Investoren jetzt Szenarien diskutieren, in denen die Credit Suisse einige ihrer bestehenden Geschäfte verkaufen oder abwickeln oder auflösen könnte. Die seit langem angeschlagene Credit Suisse ist die bisher grösste Bank, die von einer wachsenden Bankenkrise erfasst wurde. Am Freitag meldete die Muttergesellschaft der Silicon Valley Bank Insolvenz an, nachdem besorgte Anleger Milliarden von ihren Konten abgezogen hatten. Und am Donnerstag legten die größten Banken der Wall Street ein Rettungspaket für die in San Francisco ansässige First Republic auf, die von einer ähnlichen Abhebungswelle getroffen worden war.
Eine vollständige Fusion würde eines der größten systemrelevanten Finanzinstitute in Europa schaffen. Die Bilanzsumme der UBS - der größten Schweizer Bank - belief sich 2022 auf umgerechnet 1.030 Milliarden Euro, die der Credit Suisse auf umgerechnet 535,44 Milliarden Euro. Die UBS hatte 2022 einen Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar (aktuell 7,07 Mrd Euro) erwirtschaftet. Credit Suisse wies dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,4 Mrd Euro) aus.
Im gesamten vergangenen Geschäftsjahr hatten Kunden der Credit Suisse Vermögen von rund 123 Milliarden Franken abgezogen. Der Börsenwert der Bank sackte in den vergangenen zwölf Monaten um rund zwei Drittel auf knapp neun Milliarden Franken ab. Zu Glanzzeiten Mitte der Nullerjahre war die Bank mehr als 110 Milliarden Franken wert.
Agenturen/bnm