Die am ganzen Körper tätowierten Häftlinge rennen zwischen Reihen vermummter Polizisten in das neue Hochsicherheitsgefängnis von El Salvador - nur in weißen Shorts gekleidet, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Pumpende Musik, schnelle Schnitte. Die Regierung des rechtspopulistischen Präsidenten Nayib Bukele inszeniert die Verlegung der Bandenmitglieder als Actionfilm. Die professionell gedrehten Videos werden in den sozialen Netzwerken millionenfach geklickt. Gelernt ist gelernt: Bevor er Politiker wurde, leitete der nun 41-jährige Bukele die familieneigene Werbefirma. Seit einem Jahr herrscht in dem mittelamerikanischen Land der Ausnahmezustand: Nach einer Mordwelle mit 62 Toten binnen eines Tages wurden am 27. März 2022 eine Reihe von Grundrechten eingeschränkt. Mehr als 65.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden seitdem festgenommen. Aktivisten sprechen von massiven Menschenrechtsverletzungen.