
Chinas wirtschaftliche Erholung steht unter Druck
Ein überraschend geringes Wachstum der chinesischen Industrieproduktion und der Konsumausgaben verstärkt die Sorgen über die für die Weltwirtschaft wichtige Konjunkturerholung des Landes. "Die Erholung der Nachfrage reicht noch nicht aus", sagte Fu Linghui, Sprecher des National Bureau of Statistics, auf einer Pressekonferenz. "Die Auslandsnachfrage hat sich abgeschwächt" und Exporteure sehen sich einem "komplexen und schwierigen" Umfeld gegenüber.
Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze beschleunigte sich im April gegenüber dem Vorjahr auf 18,4 %, wie offizielle Daten zeigten, blieb jedoch hinter den Erwartungen des privaten Sektors von bis zu 35 % zurück. Die Fabrikproduktion stieg um 5,6 %, lag aber um 0,5 Prozentpunkte unter dem Wert vom März. Die Investitionen in Fabriken, Immobilien und andere Anlagegüter stiegen in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 um 4,7 %, verlangsamten sich jedoch gegenüber der Wachstumsrate von 5,4 % im ersten Quartal.
Das Wirtschaftswachstum beschleunigte sich in den drei Monaten bis März auf 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr, verglichen mit 2,9 % im Vorquartal. Die Wirtschaft muss in den kommenden Quartalen schneller wachsen, um das Jahresziel der regierenden Kommunistischen Partei von "rund 5 %" zu erreichen.
"Der Großteil der Erholung Chinas liegt nun hinter uns", sagte Capital Economics in einem Bericht. "Die schwierige globale Lage wird eine starke Belebung der chinesischen Exporte verhindern."
Die aktuellen Daten untermauern die jüngst hochgekochten Bedenken hinsichtlich der Erholung Chinas von der Corona-Delle. So hatte der Außenhandel im April Schwung verloren, die Exporte wuchsen langsamer und die Importe sanken deutlich. Zudem hatte sich die Inflation weiter abgeschwächt, was bei einigen Experten sogar Deflationsbefürchtungen hatte aufkommen lassen.
Immerhin verschafft die niedrige Inflation der chinesischen Notenbank Spielraum für Wirtschaftsunterstützung. Bereits am Montag hatten die Zentralbanker in Aussicht gestellt, die Geldpolitik weiterhin entsprechend locker zu gestalten. Experten setzen bereits auf eine weitere Lockerung.
Neben den Folgen der strikten Null-Covid-Politik, die erst Ende 2022 aufgehoben wurde, leidet die Wirtschaft Chinas unter den Folgen einer Immobilienblase in Teilen des Landes. Hinzu kommen die weltweit gestiegenen Zinsen infolge der hohen Inflation in vielen Ländern, was die Schuldenaufnahme in Fremdwährung für chinesische Unternehmen verteuert.
agenturen