
Donald Trump ist zurück - und zwar richtig
Eines kann man Trump nicht vorwerfen: Dass er einen Hehl daraus machen würde, wer er ist, was er denkt und was er vorhat. Die Amerikaner wissen ganz genau, was sie bekommen, wenn sie für ihn stimmen. Er hat etwa angekündigt, im ganz großen Stil Migranten aus dem Land abzuschieben, im Staatsapparat aufzuräumen und sich an seinen politischen Gegnern zu rächen, die ihm an den Kragen wollten. Er kokettiert damit, "Diktator" wolle er nur am ersten Tag einer zweiten Amtszeit sein, doch tatsächlich könnten die USA unter ihm autokratische Züge bekommen. Und international? Droht Trump ungeniert damit, der Nato den Rücken zu kehren, die Hilfen für die Ukraine zu beenden und Russlands Präsident Wladimir Putin bei dessen imperialistischer Mission in der Nachbarschaft freie Hand zu lassen.
Selbst für den Fall, dass Trump die Wahl verlieren sollte, droht den USA eine Krise: Denn nachdem Trump den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 auf allen Wegen bekämpft und einen friedlichen Machtwechsel verweigert hat, ist nicht absehbar, dass er eine Niederlage diesmal akzeptieren würde. Mit womöglich dramatischen Folgen.
Ein Blick zurück. Es gab einen kurzen Moment, in dem es schien, als sei Donald Trump politisch für immer erledigt: Als am 6. Januar 2021 Anhänger des damaligen US-Präsidenten Absperrungen überrannten, Polizisten nieder prügelten und gewaltsam den Parlamentssitz stürmten, während Trump tatenlos zuschaute. Da sah es für kurze Zeit so aus, als habe der Republikaner sich auf alle Zeit für jedes staatliche Amt disqualifiziert. Der beispiellose Angriff auf die US-Demokratie, der mehreren Menschen das Leben kostete - angepeitscht vom amtierenden Präsidenten und dessen unverfrorenem Versuch, ein Wahlergebnis zu kippen - wirkte wie der verstörende Endpunkt einer politischen Karriere, die ihresgleichen sucht.
Nach der Attacke gingen damals zunächst selbst treue Weggefährten auf Distanz zu Trump. Kurz sah es aus, als würde sich die Republikanische Partei von ihrem Frontmann lossagen und Trump in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden. Doch viele Trump-Anhänger hielten eisern zu jenem Mann, den sie teils blind vergöttern. Und angesichts seines Einflusses auf die Basis kehrte einer nach dem anderen aus dem Partei-Establishment zurück an Trumps Seite. Manche mit geballter Faust in der Tasche, aber getrieben von der Angst vor der Rache der Trump-Basis, die ihnen das eigene politische Mandat kosten könnte.
Trump scherzte einst: "Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler verlieren." Die Aussage von Anfang 2016 hallt inzwischen auf besondere Weise nach. In den vergangenen acht Jahren hat Trump bewiesen, dass ihm nichts, aber rein gar nichts politisch etwas anhaben kann. Nicht die sexistischen oder rassistischen Sprüche, nicht die Pöbeleien gegen Frauen, Muslime, Migranten, Behinderte, Veteranen, nicht die Lügen oder das Chaos während seiner Amtszeit. Trump ist der einzige Präsident in der US-Geschichte, der sich in seiner Zeit im Weißen Haus gleich zwei Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Auch die überstand er.
Inzwischen ist er in vier Strafverfahren angeklagt. Inhaltlich geht es dabei um eine erstaunliche Bandbreite: von der Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar bis zu versuchtem Wahlbetrug und Verschwörung gegen die USA. Nie zuvor in der US-Geschichte wurde ein Ex-Präsident wegen einer Straftat angeklagt. Trump werden Straftaten in gleich 91 Fällen zur Last gelegt.Sollte Trump die Rückkehr gelingen, dann blieben ihm dort zwar nur vier Jahre. Trump hat jedoch in seiner ersten Amtszeit bewiesen, dass dies genug Zeit ist, um das Land auf den Kopf zu stellen - und die Welt.