
Einschränkungen im Nahverkehr durch einen erneuten zweitägigen Warnstreik der Gewerkschaft Verdi
Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Udo Schiefner (SPD), die GDL zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. "Mein Appell ist ganz einfach: Das Streikrecht ist das eine, Verantwortungsbewusstsein ist das andere", sagte Schiefner der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch.
Er kritisierte die Ankündigung von GDL-Chef Claus Weselsky, auf die sonst übliche Ankündigung von Streiks künftig zu verzichten: "Tausende von Bahnkunden werden sicherlich ganz genau wissen, ob eine Nicht-Ankündigung des Streiks akzeptabel ist. Viele haben zu Recht die Schnauze voll". Es sei "ein sehr ungewöhnlicher Weg, den Herr Weselsky da geht".
Beide Seiten hatten seit Anfang Februar knapp vier Wochen hinter verschlossenen Türen und mit Unterstützung von zwei Moderatoren verhandelt - dem ehemaligen Innen- und Verteidigungsminister Thomas de Maizière für die Bahn und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) für die GDL. Sie schlugen als Kompromiss eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 37 Stunden ab 2026 und auf 36 Stunden ab 2028 vor, jeweils bei vollem Lohnausgleich.
Der Warnstreik sei am Mittwoch planmäßig fortgesetzt worden, sagte Frank-Michael Munkler vom Verdi-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen der Deutschen Presse-Agentur am Morgen. Die Streikbeteiligung ist nach den Angaben des Gewerkschaftsvertreters weiter hoch. Seit Streikbeginn fand keine Arbeitsaufnahme statt, sagte Munkler. Verdi-Vertrauensmann Lars Grüning bei den Dortmunder Stadtwerken DSW21 äußerte sich ähnlich. "Die Beteiligung ist sehr hoch", sagte er. "Viele sind willig zu kämpfen für das, was sie haben wollen."
Der Wirtschaftswissenschaftler Jens Südekum sieht in den Streiks "Vorboten am Arbeitsmarkt". Angesichts des Arbeitskräftemangels und des demografischen Wandels sei klar: "Der Faktor Arbeit wird knapper, wird dadurch wertvoller, hat dadurch auch höhere Macht in Tarifverhandlungen." Die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt drehten sich inzwischen ein Stück weit, sagte der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.