
In Island ist am Samstagabend erneut ein Vulkan ausgebrochen
Die Katastrophenschutzbehörde erklärte, sie habe einen Hubschrauber losgeschickt, um den Ort der Spalteneruption genauer einzugrenzen. Nach Angaben des Wetterdienstes befindet sich die Spalte im Gebiet der Eruption vom 8. Februar. Ein Lavastrom floss demnach nach Süden in Richtung der Schutzwälle am Fischerort Grindavik. Wie im Februar floss zudem Lava nach Westen. Die Länge der Spalte wurde auf 2,9 Kilometer geschätzt.
Das isländische Wetteramt teilte am frühen Sonntagmorgen mit, die Lava fließe weiter mit einer geschätzten Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreiche, müsse in Betracht gezogen werden. Ein Teil der Lava fließe auch in Richtung der Schutzbarrieren für die bereits im November evakuierte Küstenstadt Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Die Vorwarnphase für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen: Die erste Warnung an das Ministerium für Katastrophenschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegangen.
Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel rund 55 Kilometer südwestlich von Reykjavik. Auf der Halbinsel ist es seit Mitte Dezember zu vier Vulkanausbrüchen gekommen, bei einem im Januar hatte die Lava sogar drei Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes erfasst. Die Zukunft der Gemeinde ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen. Der Vulkan brach am 18. Dezember aus und ließ Lava von Grindavik wegfließen. Ein zweiter Ausbruch am 14. Januar, schickte Lava in Richtung der Stadt. Verteidigungsmauern, die nach dem ersten Ausbruch verstärkt worden waren, stoppten einen Teil des Flusses, aber mehrere Gebäude wurden von der Lava verschlungen.
Beide Ausbrüche dauerten nur wenige Tage. Ein dritter Ausbruch begann am 8. Februar. Er verebbte innerhalb weniger Stunden, aber nicht bevor ein Lavastrom eine Pipeline verschlang und Tausende von Menschen von der Wärme- und Warmwasserversorgung abgeschnitten hatte.
Der Fischerort war bereits am 11. November evakuiert worden, erst am 19. Februar durften die etwa 4000 Einwohnerinnen und Einwohner in ihre Häuser zurück. Weil Straßen und Häuser in Grindavik durch hunderte Erdstöße beschädigt wurden, kehrten aber nur etwa hundert Menschen tatsächlich zurück. Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt.