
Kaum noch Regen ab Samstag – aber Wintereinbruch bringt neue Probleme
Ursache der neuerlichen Niederschläge ist das Tiefdruckgebiet Brigitta, das sich ab Donnerstag über Deutschland schiebt. Im Laufe des Samstags verlagert es sich dann voraussichtlich wieder. "Mit dem Abzug von Brigitta endet die nasse Phase in Deutschland, die Mitte Dezember begonnen hatte", betonte Schmidt. Ab Sonntag bleibt es dem Meteorologen zufolge mindestens eine Woche lang weitgehend trocken. "Die Hochwasserregionen, vor allem die im Nordwesten, werden merklich entlastet."
Nach Tief Brigitta dreht sich die Wetterlage. "Es zieht kalte Luft von Skandinavien und vom Baltikum nach Deutschland. Die nächste Zeit ist bestimmt durch eine trockene Ostwetterlage", erklärte Schmidt. Am Donnerstagmorgen herrschten im Norden Schwedens beachtliche minus 40 Grad. "So kalt wird es bei uns nicht, allerdings bekommen wir einen Streifschuss ab. Aber es bleibt auch langfristig kalt", kündigte der Meteorologe an.
Während am Freitag noch bis zu 11 Grad erwartet werden, sind es am Samstag schon nur noch maximal 7 Grad am Rhein und 1 Grad in Hamburg – an den Küsten herrscht bereits Dauerfrost. Am Sonntag werden nur noch Werte bis zu 4 Grad im Südwesten erwartet. Weiter im Norden liegen die Höchstwerte bis dahin meist schon unter dem Gefrierpunkt.
Die kommende Woche wird noch einmal kälter. Ab Montag werden am Rhein nur noch Temperaturen knapp über 0 Grad vorhergesagt, ansonsten herrschen wohl Werte unter 0 Grad – je weiter im Osten, desto kälter. Nachts schwanken die Temperaturen zwischen minus 5 und minus 10 Grad. So soll es der aktuellen Prognose zufolge die komplette Woche bleiben.
Zu den tiefen Temperaturen kann es gelegentlich geringfügig schneien. "Schneefall ist auch bis in tiefere Lagen möglich, eine Schneedecke wird sich dort aller Voraussicht nach aber nicht bilden", sagte Schmidt. Das sei nur in den Mittelgebirgen und in den Alpen wahrscheinlich. Aber: "Der Winter kommt und scheint nicht so schnell wieder zu weichen", fasste Schmidt zusammen.
Der Wintereinbruch könnte laut dem Meteorologen zu neuen Problemen führen. "Das Wasser, das am Wochenende noch auf den Feldern und den Straßen steht, könnte gefrieren", warnte er. Welche Folgen das hätte, lasse sich noch nicht genau absehen.
Die Hochwasserlage vor allem in mehreren Regionen Niedersachsens bleibt kritisch. Stark betroffen sind wie seit mehreren Tagen sechs Landkreise sowie die Stadt Oldenburg, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es geht um die Kreise Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, den Heidekreis sowie Verden.
In diesen Kommunen ist demnach weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis offiziell festgestellt. Dadurch können Landkreise oder Städte beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen. Ein Katastrophenfall wurde bislang in keiner Region ausgerufen.
Mehrere Pegelstände an Flüssen in Niedersachsen liegen weiter über der höchsten Meldestufe. In Nienburg und Drakenburg an der Weser lag der Stand am Donnerstagmorgen 15 Zentimeter über der höchsten Meldestufe, wie aus einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) hervorgeht. Die Behörde gab für zahlreiche Pegel an der Weser gestiegene Wasserstände an – mancherorts gab es minimale Senkungen.
Auch an der Aller bleibt die Lage angespannt. In Celle und Eitze lag der Pegelstand am Donnerstagmorgen jeweils rund 60 Zentimeter über der höchsten Meldestufe, an weiteren Orten wie Rethem und Ahlden waren es jeweils mehr als 20 Zentimeter. Auch an der Leine lag der Pegelstand in mehreren Gebieten über der höchsten Meldestufe – etwa in Neustadt und Schwarmstedt.
In der Gemeinde Lilienthal bei Bremen sind dutzende Häuser und Wohnungen evakuiert worden. Das teilte die Gemeinde am Donnerstag mit. Wie viele Menschen davon betroffen sind, war zunächst nicht bekannt. In den vergangenen Tagen konnten einige Einwohner der Gemeinde in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Pegelstände seien mit Stand vom Donnerstagmorgen leicht gesunken, hieß es. In Lilienthal leben rund 20.000 Menschen.
Der Regen in Niedersachsen soll am Donnerstag und in den kommenden Tagen nachlassen – das könnte die angespannte Hochwasserlage dann etwas entschärfen. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) meinte, dass endlich von Entspannung gesprochen werden könne. Zwar werde am Freitag noch einmal Regen erwartet, aber wenig im Vergleich zu den letzten Tagen. Insgesamt werde es trockener und gleichzeitig wesentlich kälter. Ab dem Wochenende sei ein Wintereinbruch zu erwarten mit Schneeschauern, Dauerfrost tagsüber und Glätte bei Temperaturen bis zu minus sieben Grad.
Sachsen-Anhalt: Entspannung in Sicht
Die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt könnte sich in den kommenden Tagen leicht entspannen. "Es wird trockener, die ergiebigen Regenfälle hören auf", sagte Cathleen Hickmann vom DWD am Donnerstag. Für den Tagesverlauf und für Freitag werde zwar noch gebietsweise leichter Sprühregen erwartet, es seien aber längst nicht mehr die Mengen der vergangenen Tage. Insgesamt werde es auch hier trockener und wesentlich kälter, ab Montag wird für einige Tage sogar Dauerfrost erwartet.
Rheinland-Pfalz: Hochwasserlage mancherorts verschärft
Die Situation in Rheinland-Pfalz hat sich mancherorts verschärft. Unter anderem waren am Donnerstag an der Mosel steigende Wasserstände zu verzeichnen. "Wir haben alles vorbereitet und müssen abwarten, wie sich die Abflusslage entwickelt", sagte der Bürgermeister von Zell, Hans-Peter Döpgen, der Deutschen Presse-Agentur. Die Hochwasserschutzmauer sei um Dammbalken erhöht worden, das halte aktuell Wasser aus der Stadt.
Grundsätzlich kenne der Ort die Situation "seit Generationen" und sei darauf eingestellt, sagte Döpgen. "Aber für die Bevölkerung ist es immer mit Aufwand und Schaden verbunden." Die Scheitelwelle werde für den späten Nachmittag erwartet. Dem Kreis Cochem-Zell zufolge ist eine Ortsdurchfahrt überflutet. Die Polizei sprach von Einsätzen der Straßenmeisterei, der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW). Mehrere Straßen seien gesperrt.
Hessen: Mehr Regen vorhergesagt
In Teilen Hessens regnete es am Donnerstag zunächst weiter. Am Morgen galten für einige Gebiete in Ost- und Mittelhessen Unwetterwarnungen des DWD vor ergiebigem Dauerregen: Es könnten dort nochmals bis 40 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Der Regen lässt nach der Vorhersage in Teilen Hessens ab Donnerstagnachmittag nach, teilweise aber auch erst am Freitag.
Die Hochwasserlage hat sich unterdessen in Hessen nicht verschärft. Nach Angaben des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) war am Donnerstagmorgen an keinem Punkt die Meldestufe 3 überschritten. Kurzzeitig war dies am Mittwochnachmittag beispielsweise an der Lahn am Pegel Marburg der Fall gewesen, am Vormittag hatte dies zeitweise auch für den Oberlauf der Fulda gegolten.
Bei Meldestufe 1 sind die Gewässer randvoll, kleinere Ufer werden überschwemmt. Die Meldestufe 2 entspricht nach HLNUG-Definition einem "größeren Hochwasser", das ufernahe Grundstücke überflutet und vereinzelt Keller überlaufen lässt. Ab der Meldestufe 3 werden Ortschaften vom Hochwasser eingeschlossen, Straßen sind nicht mehr zu passieren.
Sachsen: Wasserstände der Elbe steigen weiter
Die Wasserstände der Elbe stiegen nach Regenfällen und Tauwetter weiter an. Nach Angaben des Landeshochwasserzentrums war am Donnerstagmorgen am Pegel in Schöna nahe der tschechischen Grenze der Richtwert für die Alarmstufe 2 überschritten. Laut Prognose wird dies am Donnerstag auch noch für die Pegel in Dresden und Riesa erwartet. Für Dresden bedeutet das ein Übersteigen der Fünf-Meter-Marke.
Seit Dienstagabend war der Wasserstand in Dresden kontinuierlich angestiegen. Am Donnerstagmorgen lag er bei 4,68 Metern, 24 Stunden zuvor noch bei 4,31 Metern, normal sind zwei Meter. Von Rekordwerten ist die Elbe in Dresden aber noch weit entfernt. Bei der Jahrhundertflut 2002 betrug der Wasserstand hier 9,40 Meter.
Die Hochwasserlage in Sachsen könnte sich leicht entspannen. "In den kommenden Tagen werden nur noch einige Schauer erwartet, die ergiebigen Regenfälle hören auf", sagte Cathleen Hickmann DWD am Donnerstag. Der Freitag bleibe aller Voraussicht nach niederschlagsfrei. Zum Wochenende wird es nach Angaben der Meteorologin deutlich kühler, außerdem gibt es vereinzelte Schneefälle bis in die tiefen Lagen. Ab Montag wird für einige Tage Dauerfrost erwartet.
Bayern: Hochwasser im Norden und Osten des Freistaats hält an
Nach Hochwasser und Überschwemmungen in Bayern ist auch am Donnerstag im Freistaat mit Dauerregen zu rechnen. Wie der DWD mitteilte, werden bis zum Mittag häufig Schauer und in den Mittelgebirgen allmählich abklingender Dauerregen erwartet.
In den letzten Tagen ließ der Regen im Norden und Osten Bayerns viele Flüsse ansteigen und führte an einigen Orten auch zu Überschwemmungen. Wie ein Sprecher des Hochwassernachrichtendienstes (HND) des bayerischen Landesamtes für Umwelt am Donnerstag berichtete, wird derzeit an acht Stellen in Ober- und Unterfranken die Meldestufe 3 überschritten. Darunter sind beispielsweise bei Bad Kissingen die Fränkische Saale, bei Fürth am Berg die Steinach und bei Mainleus der Main. Bei Meldestufe 3 können einzelne bebaute Grundstücke, Keller und Straßen überflutet werden. Der HND konnte zunächst keine Entwarnung vor weiterem Hochwasser geben. Die Pegelstände würden auf hohem Niveau bleiben, solange der Dauerregen anhalte.