
Macron: "Zwischen dem Bundeskanzler und mir hat es nie Ärger gegeben"
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seine umstrittene Äußerung zu einem möglichen Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine bekräftigt. Macron sagte der Zeitung "Le Parisien" in einem am Samstagabend veröffentlichen Interview, vielleicht würden "Operationen vor Ort" irgendwann notwendig, "um den russischen Streitkräften etwas entgegenzusetzen". Er wolle das aber nicht und werde dafür auch nicht die Initiative ergreifen, fügte Macron hinzu.
Macron hatte erstmals Ende Februar gesagt, die Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine dürfe nicht ausgeschlossen werden. Seine Äußerung war bei vielen Verbündeten auf Irritation und Ablehnung gestoßen - auch bei der Bundesregierung. Die französische Regierung erklärte später, damit seien keine Kampfeinheiten gemeint gewesen.
Bei einem Treffen des sogenannten Weimarer Dreiecks in Berlin hatten Macron, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk am Freitag unter anderem vereinbart, ab sofort mehr Waffen für die Ukraine auf dem Weltmarkt zu beschaffen. Insbesondere Scholz und Macron betonten nach den Meinungsverschiedenheiten der vergangenen Wochen ihre Einigkeit in der Unterstützung Kiews.
In der Frage von Bodentruppen beharrte Macron auch nach dem Gespräch mit Scholz weiter auf seinem Standpunkt. "Vielleicht wird es irgendwann - ich wünsche es nicht, werde es nicht initiieren - notwendig sein, Operationen vor Ort zu haben, wie auch immer sie aussehen mögen, um den russischen Kräften entgegenzuwirken. Die Stärke Frankreichs ist, dass wir das tun können", sagte der Präsident. "Unsere Pflicht ist es, uns auf alle Szenarien vorzubereiten." Es wäre ein Fehler, dies nicht zu tun. "Ich bin übrigens davon überzeugt, dass in einigen dieser Szenarien jeder, der mit seinem Modell dazu in der Lage ist, seine Verantwortung übernehmen würde."
Wie Macron der Pariser Zeitung sagte, dürfe der Westen sich nicht von Russlands Präsident Wladimir Putin bang machen lassen. "Putin pflegt einen Diskurs der Angst. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, denn wir haben es nicht mit einer Großmacht zu tun", meinte Macron. Trotz Differenzen hatten Deutschland, Frankreich und Polen nach dem Dreier-Gipfel in Berlin ihren Zusammenhalt bei der Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland beschworen.
In seinem Interview mit "Le Parisien" versicherte Macron, zwischen Paris und Berlin gebe es in der Frage fast keine Meinungsverschiedenheiten. Scholz und er seien sich bei der Einschätzung "der Ziele und der Lage" im Ukraine-Krieg sei einig, nur die Formulierung sei unterschiedlich, erklärte der französische Präsident und verwies auf die unterschiedliche "strategische Kultur" beider Länder. Deutschlands strategische Kultur sei geprägt durch "große Zurückhaltung, Nichteinmischung und Abstand zur Atomkraft". Frankreich, das über Atomwaffen und eine starke Berufsarmee verfüge, vertrete ein "ganz anderes Modell".