
Schießereien in Rotterdam: Krankenhaus wurde vor "psychotischem" Verdächtigen gewarnt
Die Polizei sagte, er sei zuvor wegen Tierquälerei verurteilt worden. In der E-Mail, die von der niederländischen Staatsanwaltschaft an das Lehrkrankenhaus geschickt wurde, in dem Fouad L. studierte, wurde früheres "besorgniserregendes Verhalten" beschrieben, unter anderem wurde er "halbnackt im Garten auf einem Haufen Blätter" gefunden.
In der Mitteilung deuteten die Staatsanwälte an, dass sein Verhalten Einfluss darauf haben könnte, ob das Krankenhaus ihm ein Medizindiplom verleihen würde. Der mutmaßliche Schütze veröffentlichte die E-Mail selbst in einem Webforum und beschwerte sich darüber, dass Lehrer ihn "sabotierten". Er beschrieb sich selbst als Alkoholiker und sagte, er sei entlassen worden, weil er sein Medizinstudium nicht abschließen konnte.
Staatsanwälte haben die Echtheit der E-Mail bestätigt, berichtet der niederländische öffentlich-rechtliche Sender NOS. Bei einer Durchsuchung seines Telefons zum Zeitpunkt der Tierquälerei-Ermittlungen fanden die Staatsanwälte auch Bilder von erstochenen Menschen sowie rechtsextreme Bilder. Die Polizei verhaftete Fouad L. am Donnerstagnachmittag vor dem Erasmus Medical Center im Rahmen einer Großaktion, bei der eine Eliteeinheit der Polizei das Krankenhaus stürmte und Hubschrauber über dem Gebäude schwebten.
Nach Angaben der Polizei schoss der Angreifer zunächst auf eine 39-jährige Frau und ihre 14-jährige Tochter in deren Haus im Zentrum von Rotterdam, bevor er das Gebäude in Brand setzte. Niederländischen Medienberichten zufolge soll die Frau den Schützen zuvor den Behörden gemeldet haben. Die Polizei hat dieses Detail bisher nicht bestätigt. Anschließend ging er angeblich ins Krankenhaus und tötete den 43-jährigen Dozenten.
Auch dort wurde ein Feuer gelegt, das erheblichen Schaden anrichtete. Das Krankenhaus gibt an, alle Vorlesungen im Gebäude abgesagt zu haben, doch die Studenten wurden heute eingeladen, dort zu trauern. Am Freitagmorgen teilten Mitarbeiter, die sich in einem gemütlichen Café vor dem Lehrkrankenhaus versammelt hatten, der BBC mit, sie seien frustriert darüber, dass Rotterdam als ein Ort beschrieben werde, an dem Gewalt im Zusammenhang mit Banden und Drogenhandel herrscht.
Der niederländische Premierminister Mark Rutte schrieb in einem Beitrag in den sozialen Medien: "Meine Gedanken sind bei den Opfern der Gewalt, ihren Angehörigen und allen Menschen, die große Angst hatten." Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb sagte, der "schreckliche Vorfall" sei ein "stockschwarzer Tag" für die Stadt. Fouad L soll später am Freitag zu einer vorläufigen Anhörung vor Gericht erscheinen.
ag/bnm