
Sunak kündigt Wiedereinführung der Wehrpflicht für 18-Jährige an – Labour kritisiert Plan scharf
Der Plan sieht vor, dass jeder 18-Jährige in Großbritannien entweder einige Zeit in einer Vollzeit-Militärkommission verbringt oder ein Wochenende im Monat ehrenamtlich im Bereich der "zivilen Resilienz" arbeitet. Beispiele für solche freiwilligen Tätigkeiten sind der Dienst als Hilfspolizist, RNLI-Freiwilliger oder NHS-Responder. Laut den Tories soll dieses Programm jungen Menschen praktische Fähigkeiten vermitteln und ihnen gleichzeitig ermöglichen, einen bedeutenden Beitrag zur Gemeinschaft und zum Land zu leisten.
Eine königliche Kommission soll mit der Ausarbeitung des Nationaldienstprogramms beauftragt werden, das ab September 2025 in einer Pilotphase umgesetzt werden soll. Die gesetzliche Grundlage für dieses Programm soll durch ein Nationaldienstgesetz geschaffen werden.
Die Tories betonen, dass das Programm nicht mit der traditionellen Wehrpflicht gleichzusetzen sei und verweisen auf die Bedeutung des Zivildienstes, die während der Covid-19-Pandemie deutlich geworden sei. Der Premierminister und seine Partei argumentieren, dass das Programm notwendig sei, um die gemeinsame Kultur zu pflegen und ein Pflichtbewusstsein zu fördern. "Nur indem wir unsere gemeinsame Kultur pflegen und ein Pflichtbewusstsein fördern, können wir unsere Nation und unsere Werte für die kommenden Jahrzehnte bewahren", so die Partei. Als erfolgreiches Vorbild wird ein ähnliches Programm in Schweden genannt, bei dem 80 % der jungen Teilnehmer ihren Dienst weiterempfehlen würden.
Die Labour-Partei kritisiert die Ankündigung scharf. Ein Sprecher von Labour bezeichnete den Plan als "verzweifelt und unterfinanziert" und warf den Tories vor, eine weitere unüberlegte Verpflichtung in Höhe von 2,5 Milliarden Pfund einzugehen, ohne klare Finanzierungspläne vorzulegen. "Dies ist eine weitere verzweifelte, nicht finanzierte Verpflichtung seitens einer Tory-Partei, die bereits die Wirtschaft zum Absturz gebracht und die Hypotheken in die Höhe getrieben hat", so der Labour-Sprecher.
Labour argumentiert, dass das Programm nur notwendig sei, weil die Konservativen die Streitkräfte auf die kleinste Größe seit Napoleon reduziert hätten. Sie werfen den Tories vor, junge Menschen dazu zu zwingen, die von der Regierung geschaffenen Probleme zu lösen, indem sie zum Beispiel die Zahl der Soldaten aufstocken oder dem NHS helfen.
Die Tories erklären, dass das Programm teilweise durch ein 1-Milliarden-Pfund-Programm zur Bekämpfung der Steuervermeidung und 1,5 Milliarden Pfund aus dem britischen Shared Prosperity Fund finanziert werden soll. Es wird auch darauf hingewiesen, dass ein ähnliches Jugendprogramm für 16-Jährige bereits 2010 von David Cameron vorgeschlagen, jedoch nie umgesetzt wurde.
Sunak sah sich auch Vorwürfen der Heuchelei ausgesetzt, als er den Generalstabschef Sir Patrick Sanders im Januar zurechtwies, nachdem dieser eine Bürgerarmee als mögliche Notwendigkeit im Kampf gegen Putin erwähnte. Der Premierminister distanzierte sich damals von der Idee einer Rückkehr zum Wehrdienst, der in Großbritannien 1960 abgeschafft wurde.
Der Vorstoß zur Wiedereinführung der Wehrpflicht ist Teil einer breiteren Strategie der Tories, um ihren Wahlkampf zu stärken und die Verluste durch abwandernde Wähler zu minimieren. Während die Partei die Notwendigkeit und den Nutzen des Programms betont, sieht die Opposition darin eine unausgereifte und unterfinanzierte Maßnahme, die lediglich von den tieferen Problemen und Versäumnissen der Regierung ablenken soll. Die kommende politische Debatte wird zeigen, ob die Briten diesen neuen Ansatz unterstützen oder ob sie ihn als weiteren unüberlegten Schritt der aktuellen Regierung betrachten.