
Ein Schneider der sich auf maßgeschneiderte Lederhosen spezialisiert hat ist vor dem Oktoberfest sehr gefragt
Heutzutage sind in China hergestellte Lederhosen-Kleidungsstücke online für weniger als 100 Euro erhältlich. Nachtschwärmer, die einen klassischeren Look bevorzugen, vereinbaren einen Termin beim Lederschneider Klaus Bensmann für maßgeschneiderte, handgefertigte Hosen aus Hirsch- oder Rindsleder. Der 64-jährige Bensmann, der eine Metallbrille und einen Weihnachtsmann-Bart trägt, fertigt seit fast vier Jahrzehnten Lederhosen in seiner Werkstatt in Bad Hindelang, einem kleinen bayerischen Dorf am Fuße der Alpen nahe der österreichischen Grenze.
"Wer rechtzeitig zum Oktoberfest eine Lederhose möchte, muss im Winter mindestens ein halbes Jahr vorher zu mir kommen, damit ich alles ausmessen, mit der Arbeit beginnen und rechtzeitig fertigstellen kann", sagte der Schneider während eines Interviews am Donnerstag.
Bensmann macht die Dinge auf die altmodische Art und Weise. Er sammelt Hirschfelle von Jägern in seiner Region und bringt sie persönlich zu einem Gerber im ostdeutschen Sachsen, wo sie mit Speck aus Kabeljau und Hering behandelt, gemahlen und in den von ihm gewünschten Farben gefärbt werden. Bensmann bietet verschiedene Schnitte bayerischer Lederhosen an, traditionelle Kniehosen, kurze Hosen, die bis zur Mitte des Oberschenkels enden, und längere, lockerere Knickerbocker.
Er wuchs auf einem Bauernhof im nordrhein-westfälischen Münsterland auf, Hunderte Kilometer nordwestlich von Bayern, also wuchs er nicht mit Lederhosen auf, wie es manche Landjungen in Süddeutschland noch immer tun.
Seine zukünftige Berufung fand Bensmann nach dem Abitur, als er und seine Frau ein Jahr in Kanada verbrachten. Er sagt, ein alter Fallensteller habe ihm dort die indigene Methode beigebracht, Hirschleder herzustellen, indem er Häute in Tierhirne tränkt und sie mit Holzrauch gerbt. "Dieses Jahr in Kanada war ein entscheidendes Erlebnis für mich", sagte er und fügte hinzu, dass ihm klar wurde, dass die Arbeit mit Leder das ist, was er in seinem Leben machen möchte.
Als er nach Deutschland zurückkehrte, suchte er im ganzen Land nach einem traditionellen Gerber, der ihm das Handwerk beibringen konnte, und wurde in Bad Hindelang, wo Bensmann noch heute lebt, fündig.
Doch anstatt als Gerber zu arbeiten, entschloss er sich, Lederschneider zu werden und eröffnete 1985 sein Geschäft und seine Werkstatt Leder Bensmann. "Es hat eine Weile gedauert, bis die Bayern einen Außenseiter aus einem weit entfernten Land wie dem Münsterland als ihren eigenen akzeptiert haben", sagte er lachend. Mittlerweile vertrauen ihm die Einheimischen genug, um ihre Lederhosen herzustellen.
Sein Geschäft ist ein Ein-Mann-Betrieb, aber Bensmanns Frau hilft aus und er beschäftigt zwei Frauen, die aus Maulbeerseidengarn kunstvoll Blumen und Hirsche mit Geweih auf die Hosen nähen.
Wie viele Lederhosen er jedes Jahr produziert, verrät Bensmann nicht, verrät aber gerne, wie viel ein Paar kosten würde: Einfache Lederhosen für den Alltag beginnen bei etwa 1.000 Euro. Die aufwändig bestickten Exemplare für Anlässe wie das Oktoberfest kosten 1.500 bis 1.800 Euro. "Lederhosen haben in den letzten zehn Jahren ein Revival erlebt", sagte Bensmann. "Gleichzeitig sind sie aber nie wirklich aus der Mode gekommen, zumindest nicht in Bayern."
ag/bnm