
Söder hat nach den Antisemitismusvorwürfen gegen das Filmfestival Berlinale Kulturstaatsministerin Claudia Roth scharf kritisiert
Nach der documenta habe man gedacht, es sei nur ein Einzelfall gewesen, nun zeige sich, "offenkundig ist ein gewisses System dahinter", betonte Söder. "Denn wenn auf offener Bühne so eine Form von Antisemitismus stattfindet und es keine Reaktion gibt, insbesondere von der zuständigen verantwortlichen Ministerin oder Staatsministerin, dann ist das ein schweres, ein schweres Moment. Das muss geklärt werden."
Während bei der documenta antisemitische Kunstwerke ausgestellt und nach Kritik entfernt wurden, fokussiert sich die Kritik bei der Berlinale auf Gäste, die sich während der Abschlussgala des Festivals israelfeindlich geäußert haben. Während der Gala am Samstagabend war der Nahostkonflikt mehrfach thematisiert worden. Zahlreiche Mitglieder aus Jurys sowie Preisträgerinnen und Preisträger forderten verbal oder mit Ansteckern einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. Der US-amerikanische Regisseur Ben Russell sprach am Ende seiner Dankesrede für eine Auszeichnung von einem Genozid, einem Völkermord. Die Äußerungen stießen anschließend auf Kritik und Empörung.
Roth hatte - anders als Söder erklärte - zwischenzeitlich aber bereits eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt und diese auch persönlich verurteilt: "Die Statements bei der Bärenverleihung der Berlinale am Samstagabend waren erschreckend einseitig und von einem tiefgehenden Israel-Hass geprägt", sagte Roth. "Es ist nicht akzeptabel, wenn an einem solchen Abend von den internationalen Filmschaffenden nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas auf über tausend friedlich lebende und auch bei einem Festival feiernde Menschen und deren grausame Ermordung angesprochen wird und auch kein Wort zu den noch mehr als 130 Geiseln verloren wird, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind."
Auf der Preisverleihung der Berlinale am Samstagabend wurden mehrere israelkritische Reden gehalten. So ging der Filmemacher Ben Russell mit einem Palästinensertuch auf die Bühne und äußerte Genozidvorwürfe wegen des israelischen Vorgehens im Gazastreifen. Dabei wurde vom Publikum applaudiert. Die Veranstalter des Filmfestivals distanzierten sich am Sonntag von den Äußerungen.