
Steigende Ringelröteln-Fälle in Europa: Schwangere besonders gefährdet
Die hohen Infektionszahlen führen vermehrt zu B19V-bedingten fetalen Komplikationen wie Fehlgeburten und Hydrops fetalis. Das Stuttgarter Labor verzeichnete für die ersten drei Monate des Jahres mehr als 120 Fälle im Januar, etwa 150 im Februar und über 240 im März. Diese Komplikationen treten insbesondere bei Infektionen vor der 20. Schwangerschaftswoche auf.
Ringelröteln sind hoch ansteckend und werden durch erregerhaltige Tröpfchen, Schmierinfektionen oder verunreinigte Hände verbreitet. Infizierte Personen zeigen oft Grippesymptome wie leichtes Fieber und geschwollene Lymphknoten, wobei nicht immer der typische Hautausschlag auftritt. Nach einer überstandenen Infektion sind Menschen lebenslang immun.
Schwangere stecken sich häufig bei Kindern im eigenen Haushalt oder durch beruflichen Kontakt an. Eine Infektion kann unbemerkt verlaufen, jedoch das ungeborene Kind gefährden. Das Virus gelangt über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes und befällt blutbildende Zellen, was zu schwerer Blutarmut führen kann. Besonders in den ersten Schwangerschaftsmonaten drohen Fehl- oder Frühgeburten.
Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte betont, dass die Symptome bei Schwangeren oft unspezifisch sind, aber der charakteristische Ausschlag einen Hinweis geben kann. Karl Oliver Kagan von der Universitäts-Frauenklinik Tübingen berichtet von vielen infizierten Schwangeren, die zur Behandlung oder Kontrolle in die Klinik kommen.
Schwangere können sich testen lassen, um ihre Immunität zu überprüfen. Bei einer Infektion wird nach Antikörpern und Virus-Erbgut im Blut gesucht. Etwa zehn Prozent der infizierten Schwangeren übertragen das Virus auf ihr ungeborenes Kind. Eine kindliche Blutarmut kann durch eine Bluttransfusion über die Nabelschnur behandelt werden, was jedoch erst ab der 16. Schwangerschaftswoche möglich ist.
Enders führt den Anstieg der Fälle auf die Auswirkungen der Pandemie zurück. Aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen waren die Fallzahlen in den letzten drei Jahren sehr niedrig, wodurch nun eine größere Zahl nicht immuner Kinder und damit auch mehr infizierte Schwangere vorhanden sind.
Auch andere EU-Staaten wie Dänemark, Irland, die Niederlande, Norwegen und Frankreich melden einen Anstieg der Parvovirus-B19-Infektionen. Obwohl eine detaillierte epidemiologische Analyse fehlt, zeigen die Daten erhöhte Infektionsraten vor allem bei Kleinkindern. Zu den Risikogruppen für eine schwere Erkrankung zählen neben Schwangeren auch Personen mit Bluterkrankungen oder Immunschwäche.
Der ungewöhnlich starke Anstieg der Ringelröteln-Infektionen stellt insbesondere für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder eine erhebliche Gefahr dar und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsichtsmaßnahmen.