
Claudia Sheinbaum: Erste Präsidentin Mexikos und Ihre Herausforderung in den Beziehungen zu den USA
Sheinbaum, die fast 60 Prozent der Stimmen bei der Wahl erhielt, versprach in ihrer Siegesrede eine "Beziehung der Freundschaft, des gegenseitigen Respekts und der Gleichheit" mit den USA zu pflegen. Sie betonte auch, dass sie stets die Mexikaner verteidigen werde, die in den USA leben. Diese Aussagen deuten darauf hin, dass sie sich für eine humanere Migrationspolitik einsetzen könnte, so Maria Fernanda Bozmoski vom Atlantic Council.
Mit einer beträchtlichen Mehrheit im mexikanischen Kongress und einem starken Mandat des Volkes könnte Sheinbaum für Washington schwieriger zu überzeugen sein als AMLO, so Bozmoski. Aktivisten kritisieren AMLOs Regierung für ihre Kooperation mit Washington bei der Rücknahme von Asylsuchenden und der Abschiebung von Migranten.
Die Migration über die südliche Grenze der USA bleibt ein zentrales Thema in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Duncan Wood vom Mexico Institute erklärt, dass die Kontrolle dieser Migrationsströme ein wichtiger Hebel für Mexiko in seinen Verhandlungen mit Washington ist. Er prognostiziert, dass Sheinbaum die Migration weiterhin als Verhandlungsinstrument einsetzen wird.
Washington wird Sheinbaum auch auffordern, im Kampf gegen den Drogenhandel aktiv zu werden, insbesondere gegen das in den USA für eine Überdosis-Epidemie verantwortliche Fentanyl. Wood betont, dass der Druck aus dem Weißen Haus und dem US-Kongress in dieser Frage erheblich sein wird, besonders in einem Wahljahr.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Wirtschaft. Mexiko hat kürzlich China als größten Handelspartner der USA abgelöst. Das überarbeitete Freihandelsabkommen mit Nordamerika soll 2026 überprüft werden, was laut Experten zu Meinungsverschiedenheiten führen könnte. Sollten Sheinbaums Regierungspartei umstrittene Reformen durchsetzen, die das Geschäfts- und Investitionsklima beeinträchtigen, könnten die Spannungen zunehmen. Diese Änderungen könnten ein potenzielles Pulverfass für das Jahr 2026 sein, warnt Wood.
Mexikanische Aktien und der Peso verzeichneten nach Sheinbaums Sieg starke Einbußen, da sich Anleger über geplante Verfassungsänderungen wie die Wahl der Richter durch das Volk Sorgen machten. Sheinbaum traf sich kürzlich mit Sergio Mendez, dem Chef des mexikanischen Zweigs des US-Investmentgiganten BlackRock, um Bedenken zu zerstreuen.
Eine große Unbekannte ist die mögliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus. Sollte er Joe Biden im November besiegen, könnte sich die Dynamik der Beziehungen weiter verändern. Pamela Starr von der University of Southern California glaubt, dass Trump annehmen wird, Sheinbaum herumkommandieren zu können, und sie ein starkes Rückgrat benötigen wird, um dem entgegenzuwirken. Wood betont, dass Trumps Verhalten schwer vorherzusagen ist, da er trotz großer Unterschiede eine positive Beziehung zu AMLO aufbauen konnte.
Insgesamt steht Claudia Sheinbaum vor einer Vielzahl komplexer Herausforderungen in den Beziehungen zu den USA. Ihre diplomatischen Fähigkeiten und ihr starkes Mandat könnten ihr jedoch dabei helfen, die Interessen Mexikos wirksam zu verteidigen.