
Israel: Hoffnung auf Verlängerung der Feuerpause
An diesem Montag wird zunächst die Freilassung zehn weiterer Geiseln erwartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzt unterdessen seinen Besuch in Israel fort. Nach einem Besuch in einem Kibbuz und einem Gespräch mit Netanjahu will er eine Klinik in Ost-Jerusalem aufsuchen, wo palästinensische Patienten behandelt werden, die jetzt nicht zu ihren Angehörigen zurück können.
Am selben Tag trifft Tech-Milliardär Elon Musk in Jerusalem Israels Präsidenten Izchak Herzog. Bei dem Termin seien auch Vertreter der Familien der Geiseln dabei, teilte das Büro Herzogs mit. Zudem wolle Herzog die Notwendigkeit betonen, "gegen zunehmenden Antisemitismus im Internet vorzugehen". Unklar war, ob Musk bei seinem Besuch in Israel auch Regierungschef Netanjahu treffen wird.
US-Präsident Joe Biden hofft derweil, dass die zunächst für vier Tage vereinbarte Feuerpause verlängert wird, "damit wir weiterhin mehr Geiseln befreien und mehr humanitäre Hilfe für die Bedürftigen in Gaza leisten können". Dafür werde er weiter mit Katar, Ägypten und Israel zusammenarbeiten, sagte Biden. Ähnlich äußerte sich Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna. Es wäre "gut, hilfreich und notwendig", die Waffenruhe zu verlängern, bis alle Geiseln frei seien, sagte Colonna dem Sender "BFM TV", wie andere französische Medien berichteten.
Seit Freitag kamen bisher 58 Geiseln frei, darunter acht deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug wurde am Sonntag erneut eine Gruppe von 39 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen freigelassen, wie die israelische Gefängnisbehörde am Abend mitteilte. Palästinensischen Berichten zufolge handelte es sich um 39 männliche Jugendliche unter 19 Jahren. Damit wurden seit Freitag bisher insgesamt 177 palästinensische Häftlinge freigelassen.
Eine am Sonntag von der Hamas freigelassene Geisel schwebt Medien zufolge in Lebensgefahr. Die 84-jährige Frau sei in einem lebensbedrohlichen Zustand in eine Klinik gebracht worden, meldeten israelische Medien unter Berufung auf die Klinik in Beerscheba. Zum ersten Mal war am Sonntag mit einem vierjährigen Mädchen auch eine Geisel freigelassen worden, die die US-Staatsangehörigkeit besitzt.
Das Schicksal der Kleinen bewegt seither viele Menschen. Am 7. Oktober, als Hamas-Terroristen ein beispielloses Massaker an israelischen Zivilisten anrichteten, musste das Mädchen mit ansehen, wie ihre Mutter erschossen wurde, wie US-Medien berichteten. Als ihr Vater sich schützend über seine Tochter legte, sei auch er erschossen worden. Die 10 und 6 Jahre alten Geschwister des Mädchens überlebten, weil sie sich im Schrank versteckten, bevor sie gerettet wurden.
Ihre kleine Schwester, die zunächst für tot gehalten worden sei, sei unter der Leiche ihres Vaters hervorgekrochen und zum Haus eines Nachbarn gerannt, zitierte die "Washington Post" eine Verwandte des Mädchens weiter. Die Terroristen griffen sich dort das Mädchen zusammen mit der fünfköpfigen Nachbarsfamilie und verschleppten sie mit vielen anderen in den Gazastreifen. Am vergangenen Freitag wurde das Mädchen in der Gefangenschaft vier Jahre alt. Nun kam sie frei.
Es gibt Hoffnung, dass jetzt noch mehr Geiseln freikommen. Das Abkommen sehe die Möglichkeit vor, die Kampfpause im Gegenzug für die Freilassung zehn weiterer Geiseln pro Tag zu verlängern, sagte Netanjahu nach einem Gespräch mit Biden. "Das wäre zu begrüßen." Gleichzeitig habe er Biden gesagt, dass die Kämpfe nach der Feuerpause wieder aufgenommen würden. Nach Ende des Abkommens werde Israel seine Kriegsziele "mit voller Kraft verwirklichen".
Bundespräsident Steinmeier hatte am Vortag Israel die unverbrüchliche Unterstützung Deutschlands zugesagt. "Unsere Solidarität mit Israel gilt", sagte er in Jerusalem bei einer Pressekonferenz mit Israels Staatspräsidenten Herzog. "Sie gilt nicht nur mit dem Israel als Opfer des Terrors. Unsere Solidarität gilt auch mit dem Israel, das sich wehrt, das kämpft gegen eine existenzielle Bedrohung." Steinmeier sagte dies mit Blick auf Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza, die bereits Tausende zivile Opfer gekostet hat. Es sei nötig, die Zivilisten in Gaza zu schonen und sie mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen, sagte Steinmeier. "Das verlangt das humanitäre Völkerrecht."
Die Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen geht nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wahrscheinlich auf eine fehlgezündete Rakete zurück. "Die Explosion, die am 17. Oktober 2023 im arabischen Krankenhaus von Al-Ahli in Gaza zahlreiche Zivilisten tötete und verletzte, wurde offenbar durch eine raketengetriebene Munition ausgelöst, wie sie häufig von bewaffneten palästinensischen Gruppen eingesetzt wird", teilte HRW am Sonntag mit. Es seien weitere Untersuchungen erforderlich um festzustellen, wer die mutmaßliche Rakete abgefeuert habe und ob Kriegsgesetze verletzt worden sind.