
Italienische Mafia in Deutschland - Mehr als tausend aktive Mitglieder
Auf mehr als tausend beziffert das Bundesinnenministerium die Zahl der in Deutschland aktiven Mitglieder der italienischen Mafia. Das geht aus einer Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor. "Gemäß der Erhebung des Bundeskriminalamts, zusammen mit den Landeskriminalämtern der Bundesländer, konnten für das Jahr 2022 insgesamt 1003 dauerhaft in Deutschland lebende, mutmaßliche Mitglieder der Italienischen Organisierten Kriminalität festgestellt werden", heißt es in der Antwort des Bundesinnenministeriums auf die Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.
Die Zahl stieg demnach gegenüber dem Vorjahr um 87. Neben mutmaßlichen Mitgliedern von 'Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra lebten 33 mutmaßliche Mitglieder der Stidda, einer sizilianischen kriminellen Organisation, und 37 mutmaßliche Mitglieder der apulischen organisierten Kriminalität in Deutschland. Weitere 162 mutmaßliche Mitglieder der italienischen organisierten Kriminalität wurden keiner dieser Gruppen zugeordnet.
Sie seien insbesondere in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel und im Kraftfahrzeuggewerbe tätig. Straftaten würden mit Drogen sowie durch Geldwäsche und Steuerbetrug begangen, hieß es in der Ministeriumsantwort. Es seien kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestellt, davon aber im Jahr 2022 nur rund 683.000 Euro beschlagnahmt worden.Zur Zahl der Strafverfahren gegen die Mafia und der Höhe der tatsächlichen Gewinne konnte das Ministerium keine Angaben machen. Experten gehen laut RND von einem erheblichen Dunkelfeld aus.
Der Obmann der Grünen-Bundestagsfraktion im Bundestagsinnenausschuss, Marcel Emmerich, sagte dem RND: "Die Mafia spinnt ihr Netz in Deutschland heutzutage wie in großen Teilen Italiens." Sie schaffe es, "vermehrt unter dem Deckmantel vermeintlich seriöser Geschäftspersonen Beziehungen zu Politik und Wirtschaft aufzubauen". Emmerich betonte zugleich: "Wir müssen Kompetenzen an einer zentralen Stelle auf Bundesebene bündeln, wenn wir entschlossener gegen Geldwäsche, organisierte Kriminalität und kriminelle Finanznetzwerke vorgehen wollen."
Es sei ein erster Schritt, dass Immobilien nicht mehr mit Bargeld gekauft werden dürften, sagte Emmerich weiter. "Auch der Aufbau eines Ausstiegsprogramms ist notwendig, um Betroffenen einen Ausweg aufzuzeigen und die Strukturen der organisierten Kriminalität zu schwächen." Außerdem müssten Bund und Länder bei Ermittlungen enger zusammenarbeiten.
mit Material der dpa/afp