
Nawalny-Vertrauter Wolkow in Litauen angegriffen
Wolkow hatte nur Stunden vor der Attacke der russischen Nachrichtenseite Medusa gesagt, nach Nawalnys Tod fürchte auch er um seine Sicherheit. "Das große Risiko ist jetzt, dass wir alle getötet werden. Warum ist ziemlich offensichtlich." Wolkow Ehefrau verbreitete Fotos ihres verletzten Ehemannes. Auf ihnen war unter anderem zu sehen, dass der 43-Jährige ein blaues Auge und Blut am Bein hatte, das durch seine Jeans durchdrang.
Die litauische Polizei bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass ein russischer Staatsbürger am Dienstagabend gegen 22.00 Uhr Ortszeit nahe seines Hauses in Vilnius angegriffen wurde. Die Täter konnten zunächst nicht identifiziert werden. Litauens Außenministers Gabrielius Landsbergis bezeichnete den Angriff auf X als "schockierend". "Die Täter werden für ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen."
Wolkow war einer der engsten Vertrauten und unter anderem auch früherer Stabschef von Nawalny. Außerdem stand er bis 2023 der von dem Kreml-Kritiker gegründeten Anti-Korruptions-Stiftung vor. 2019 ging Wolkow zusammen mit anderen Nawalny-Verbündeten ins Exil, nachdem die russischen Behörden Ermittlungen gegen die Stiftung eingeleitet hatten. Seit 2021 wird Wolkow wegen seiner Rolle bei Massenprotesten gegen den Kreml von den russischen Behörden gesucht.
Der Oppositionelle Leonid Wolkow sei vor seinem Haus angegriffen worden, schrieb Kira Jarmysch, die bis zu Nawalnys Tod dessen Sprecherin war, am Dienstagabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Jemand habe eine Autoscheibe eingeschlagen und ihm Tränengas in die Augen gesprüht. Der Angreifer habe dann begonnen, mit einem Hammer auf Wolkow einzuschlagen. Wolkow sei jetzt zu Hause, Polizei und Krankenwagen seien auf dem Weg zu ihm.
Der im Jahr 1980 geborene Wolkow war ein enger Vertrauter von Nawalny. Zuletzt hatte er vor Lügen des Kremls und der Moskauer Staatspropaganda im Fall Nawalny gewarnt. Wenn die Nachricht vom Tod Nawalnys wahr sei, dann sei Nawalny nicht einfach gestorben, sondern der russische Präsident Wladimir Putin habe ihn getötet, schrieb Wolkow. Im vergangenen Jahr hatte er den Theodor-Heuss-Preis erhalten. Wolkow setze sich mit großem Risiko gegen staatliche Lügen und Desinformationskampagnen in Russland ein, begründete die Theodor Heuss Stiftung die Wahl.
Die Umstände von Nawalnys Tod sind bislang nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft geschwächte Politiker soll Mitte Februar bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von angeblich "natürlichen" Ursachen die Rede.