
Politiker in Gefahr: Mette Frederiksen braucht Auszeit nach Angriff
Der Vorfall ereignete sich am Freitagabend auf dem belebten Kultorvet-Platz im Zentrum von Kopenhagen, einem beliebten Fußgängerplatz mit vielen Cafés. Ein 39-jähriger polnischer Staatsbürger näherte sich Frederiksen und schlug ihr mit der geballten Faust auf den rechten Oberarm. Der Mann, dessen Name nicht veröffentlicht wurde, äußerte bei seiner Anhörung, dass er Frederiksen für eine "wirklich gute Premierministerin" halte.
Obwohl die Polizei betont, dass der Angriff nicht politisch motiviert war, führte Frederiksen die Attacke auf ihre Position als Ministerpräsidentin zurück. Sie beschrieb den Vorfall als einen Schock und eine Überraschung, der ihre persönlichen Grenzen als Mensch und Politikerin überschritten habe.
In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender DR sagte Frederiksen, dass sie noch immer unter den Folgen des Angriffs leide und sich nicht vollständig erhole. Besonders belastend sei der psychische Schock, den sie erlitten habe. Sie betonte, dass der Vorfall Teil einer zunehmenden Bedrohung für Politiker in Europa sei, die durch Gewaltakte und persönliche Angriffe verstärkt werde.
Die Ministerpräsidentin kritisierte auch die zunehmende Aggressivität und den harschen Ton in den sozialen Medien, die zu einer allgemeinen Verschlechterung der politischen Atmosphäre beitragen würden. Sie sprach von einer Anhäufung von Drohungen und persönlichen Angriffen, die insbesondere seit dem jüngsten Konflikt im Nahen Osten zugenommen hätten.
Frederiksen gab zu verstehen, dass der Vorfall ihre Sicht auf die Sicherheit als Politikerin verändert habe und dass sie in Zukunft vorsichtiger sein werde. Sie äußerte ihre Trauer darüber, dass Politiker heutzutage nicht mehr die Freiheit hätten, sich so frei zu bewegen und zu interagieren, wie sie es früher taten.
Trotz des Vorfalls betonte Frederiksen, dass sie ihre Arbeit als Premierministerin fortsetzen wolle, auch wenn der Übergriff ihre Sicherheitsbedenken verstärkt habe. Sie sagte, dass der Vorfall eine Warnung für die Wähler sei und dass sie das Ergebnis der jüngsten Europawahlen bedauere, bei denen ihre Sozialdemokratische Partei nur 15,6 % der Stimmen erhielt, einen historischen Tiefpunkt.
Frederiksen wurde 2019 als jüngste dänische Ministerpräsidentin aller Zeiten vereidigt und wurde 2022 wiedergewählt. Sie sagte, dass der Vorfall sie nicht dazu gebracht habe, ihre politischen Ziele zu überdenken, aber sie hat alle für das Wochenende geplanten Veranstaltungen abgesagt, darunter eine Party ihrer Partei nach den Wahlen.
Die Ministerpräsidentin unterstrich die Bedeutung von Sicherheit und Respekt in der Politik und betonte, dass keine Form von Gewalt in einer Gesellschaft Platz habe. Sie zeigte sich entschlossen, ihre Pflichten als Führungskraft des Landes fortzusetzen, obwohl der Angriff auf sie persönlich und auf die Institution des Ministerpräsidentenamtes gerichtet gewesen sei.
Abschließend äußerte Frederiksen ihre Hoffnung, dass Dänemark weiterhin ein Land bleiben könne, in dem der Premierminister ohne Angst mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren könne und Politiker sich sicher fühlen könnten, ihre Meinung frei zu äußern und ihre Aufgaben zu erfüllen.
Der Vorfall hat eine breite öffentliche Debatte über die Sicherheit von Politikern und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft in Dänemark und darüber hinaus ausgelöst.