
Tragödie in Neukaledonien: Macron kapituliert vor eskalierenden Unruhen
Die Gewaltausbrüche begannen am 13. Mai dieses Jahres als Reaktion auf den Versuch der Regierung Macron, die französische Verfassung zu ändern und die Wählerlisten in Neukaledonien zu verändern. Die indigenen Kanak machen etwa 41 % der Bevölkerung aus und sahen durch die Reform ihre politische Macht bedroht. Lokale Führer und Unabhängigkeitsbewegungen warnten vor einer Verwässerung des Wahlrechts der Kanak und einer Untergrabung langjähriger Bemühungen um die Unabhängigkeit.
Die Unruhen eskalierten schnell, und in der schlimmsten Gewalttat auf dem Archipel seit Jahrzehnten starben neun Menschen. Die Hauptstadt Nouméa wurde teilweise zur Sperrzone erklärt, und der internationale Flughafen wurde geschlossen. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand und entsandte Verstärkungstruppen, um die Polizei bei der Niederschlagung des Aufstands zu unterstützen.
Emmanuel Macron besuchte Neukaledonien im Mai, versprach während seines Aufenthalts, die Reformen würden nicht mit Gewalt durchgesetzt werden, und kündigte an, die Situation innerhalb eines Monats erneut zu überprüfen. Nun hat er sich entschieden, die Verfassungsänderungen auszusetzen, um den Dialog vor Ort zu fördern und die Rückkehr zur Ordnung zu unterstützen.
„Wir können die Unklarheiten in dieser Zeit nicht auf sich beruhen lassen. Sie müssen ausgesetzt werden, um dem Dialog vor Ort und der Rückkehr zur Ordnung volle Kraft zu verleihen“, sagte Macron in einer Erklärung.
Obwohl die Reform sowohl von der französischen Nationalversammlung als auch vom Senat gebilligt worden war, konnte sie nicht rechtzeitig vor dem Stichtag, dem 30. Juni, im Verfassungskongress verabschiedet werden. Dieser Zeitplan wurde durch die vorgezogenen Parlamentswahlen gestört, die nach der Niederlage von Macrons Verbündeten gegen die extreme Rechte bei der Europawahl ausgelöst wurden.
Die Entscheidung von Macron wird als ein Zugeständnis an die Forderungen der indigenen Bevölkerung und als Versuch gesehen, die Spannungen zu reduzieren und einen Weg zur politischen Stabilität in Neukaledonien zu finden. Die Regierung des Archipels, unter der Führung von Louis Mapou, hat zur Ruhe aufgerufen und die sofortige Beseitigung der Barrikaden gefordert.
Die französische Regierung hat eine nächtliche Ausgangssperre über den gesamten Archipel verhängt und die Rückführung gestrandeter Touristen organisiert. Eine Untersuchung wegen Gewaltanwendung durch die Polizei während der Unruhen ist im Gange.
Insgesamt bleibt die Situation in Neukaledonien äußerst gespannt, und die nächsten Schritte werden entscheidend dafür sein, ob es gelingt, die Friedensbemühungen erfolgreich voranzutreiben und eine dauerhafte Lösung für die politischen Spannungen auf dem Archipel zu finden.